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Formen vollenden
Er begann als geigendes Wunderkind und entwickelte sich zum bewunderten Komponisten und Dirigenten. Bruno Maderna war immer Avantgarde – allerdings auch einer der ersten, die aus seiner Generation vergessen wurden. Eine Bestandsaufnahme zum 100. Geburtstag.
Organisierter Klang als menschliche Kommunikation. Musik nicht als artifizielles Formspiel, sondern als humane Botschaft – so lässt sich die Denkweise des italienischen Komponisten und Dirigenten Bruno Maderna fassen.
Bruno Maderna war ein kreativer Geist der Nachkriegsavantgarde des 20. Jahrhunderts. Und doch war er kein eiserner Avantgardist, dem es um Fortschritt um jeden Preis ging. Gestaltungsmittel wie die Melodie galten ihm nie als verdächtig, sondern – im Gegenteil – als Weg, durch Klänge Unmittelbarkeit herzustellen.
Eine solche Unmittelbarkeit erwirkte er nicht nur als Schöpfer von Musik, sondern auch durch seine Arbeit als Dirigent. Orchestermusiker schätzten ihn für seine aufgeschlossene, einladende Art. Er nahm Kontakt auf, sowohl zu den Instrumentalisten als auch zu seinen Zuhörern. Partituren aus verschiedensten Epochen wusste er mit analytischem Scharfsinn zu erfassen. Gleichzeitig besaß er die Fähigkeit, vor allem Werke des 20. Jahrhunderts lebendig und publikumsoffen klingen zu lassen.
Charisma und Charme
Neben seiner künstlerischen Arbeit war Bruno Maderna ein exzellenter Kompositionslehrer – unter anderem bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Er fesselte seine Studenten mit Diskussionen, in denen er virtuos Zusammenhänge zwischen Musik des Mittelalters, philosophischen Erwägungen und den Zwölftonreihen der Zweiten Wiener Schule herstellte. Und egal, welche seiner Zeitgenossen man befragt: Alle erwähnen Madernas menschliche Qualitäten, sein Charisma, seine besondere Herzlichkeit.
Am 21. April jährt sich Bruno Madernas Geburtstag zum 100. Mal. Aus diesem Anlass unternimmt Leonie Reineke einen diskographischen Streifzug durch das bewegte Leben und vielfältige Schaffen des italienischen Musikers, der seit seinem frühen Tod 1973 bei weitem nicht die Aufmerksamkeit erhält, die ihm gebührt.