"Karten zur Ostmoderne" von Ben Kaden, erschienen bei sphere publishers, 12 Euro.
Was Postkarten über das Leben in der DDR erzählen
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In der DDR kompensierten Postkarten gewissermaßen den Mangel an Telefonen, wie der Bibliothekswissenschaftler Ben Kaden erklärt. Sie seien Zeugnisse des Alltagslebens und der DDR-Moderne. Zwölf von 1000 Karten aus seiner Sammlung sind nun als Buch erschienen.
Philokartie ist die Liebe zu den Postkarten oder auch deren Erforschung - meist sind damit Ansichtskarten gemeint. Und die hat der Bibliothekswissenschaftler Ben Kaden auf seinen Instagram- und Tumblr-Accounts versammelt. Darauf zu sehen sind meistens Motive der DDR-Moderne. Zwölf der mehr als 1000 Exemplare hat er jetzt in einem Büchlein verewigt. Dazu gibt es kluge Gedanken zu den Vorder- und Rückseiten.
Kompensation des Telefonmangels
"In der DDR kompensierte die Ansichtskarte in gewisser Weise den Mangel an Telefon", sagt Ben Kaden. "Das heißt, wenn man etwas absprechen musste mit Leuten, die nicht gerade nebenan wohnten, musste man im Prinzip dieses Medium gebrauchen. Und insofern bilden die Botschaften auf den Ansichtskarten die gesamte Bandbreite des Lebens in der DDR ab."
Von daher waren darauf Urlaubsgrüße genauso zu finden wie Liebesbotschaften oder Todesnachrichten, aber oft auch ganz alltägliche Fragen wie: "Bringst du mir Blutwurst mit?" Bei dieser Sammlung handele es sich um "eine Dokumentation des alltagskulturellen Erbes der DDR", so Kaden.
Zugangspunkte zu vergangenen Epochen
Mit diesen Karten bewahre man Zeugnisse auf, die einem aus der Gegenwart und auch aus künftigen Gegenwarten Zugangspunkte böten, die man zu diesen Epochen sonst nicht hätte, sagt Kaden - dabei spielen Bild- und Textseite gleichermaßen eine Rolle.
Aber einen Zusammenhang zwischen der Nachricht und dem Kartenmmotiv gebe es deswegen trotzdem nur sehr selten. Man habe einfach das genommen, was da war – und Ansichtskarten seien omnipräsent gewesen in der DDR, sagt Kaden.
(ckr)