Streifzug durch die dunkle Bibliothek der Träume
Neue Lesetipps aus der Literaturredaktion: Wir empfehlen Bücher über die junge Sowjetunion, ein komplexes Bild vom Wolf, Straßengewalt in Los Angeles, ein Museum der Pflanzenwelt − und die Poesie einer anderen Wirklichkeit in den Träumen berühmter Schriftsteller.
Die Sowjetunion ist noch jung. Ein gewaltiges Hochhaus soll zum Symbol für die alles überragende Macht des Sozialismus werden. Rund um die Baustelle inszeniert Andrej Platonow 1930 einen wahnwitzigen Heilsglauben. Und – das zeigt diese Neuübersetzung: – er zertrümmert die revolutionären Phrasen mit dem Vorschlaghammer.
Edler Wilder oder Raubtier? Heimtücke oder soziale Intelligenz? Petra Ahne entwirft in ihrem Buch ein komplexes Bild vom Wolf, mit aktuellen zoologischen Erkenntnissen und tiefen kulturpsychologischen Einsichten. Geschmückt mit alten Stichen und Gemälden, wolfsgrau gebunden und wunderschön: ein Lesegenuss.
In Los Angeles wird ein HipHop-Star von einem Kampfhund getötet. Ein Mord innerhalb der Szene? Der Privatdetektiv Isaiah Quintabe alias Mr. IQ macht sich auf die Suche nach den Tätern. Bodyguards, Manager und Türsteher, dazu Beats von Tupac bis Kendrick Lamar – und jede Menge straßentaugliche Dialoge: Hard Boiled trifft Gangster-Rap.
Kathy Willis/Katie Scott: Das Museum der Pflanzen
Übersetzt von Ute Löwenberg
Prestel, München 2016
112 Seiten, 24,99 Euro
Übersetzt von Ute Löwenberg
Prestel, München 2016
112 Seiten, 24,99 Euro
Bäume und Palmen, Kräuter und Gräser, Wildblumen und Wasserpflanzen: Dieses großformatige, wunderbare Nachschlagewerk besticht durch Klarheit und Gefühl, Liebe zum Detail und dem Sinn für das große Ganze der Pflanzenwelt. Herrlich illustriert in Zartgelb, Altrosa, Rostrot und Dunkelgrün: ein Dschungel von einem Buch!
Barbara Hahn: Endlose Nacht. Träume im Jahrhundert der Gewalt
Suhrkamp, Berlin 2016
201 Seiten, 22 Euro
Suhrkamp, Berlin 2016
201 Seiten, 22 Euro
Elsa Morante, Franz Kafka, Philip Roth und viele andere Schriftsteller haben ihre Träume aufgeschrieben. Barbara Hahn streift in ihrem faszinierenden Essay durch die Regale dieser dunklen Bibliothek des 20. Jahrhunderts. Sie findet dort Gewalt und Schrecken – aber auch die Poesie einer anderen Wirklichkeit. Nachtlektüre!