Von Weltall bis Dinos

Schlaue Bücher für schlaue Kinder

05:30 Minuten
Auf dem blauen Buchcover rudert ein Biber auf dem Wasser. Über ihm sieht man ein Sternenhimmel. Die Aufschrift des Covers lautet: "BiBiBiber hat mal ne Frage: Warum leuchten Sterne?"
© Oetinger

Marie Meimberg, Mai Thi Nguyen-Kim

BiBiBiber hat da mal ne FrageOetinger Verlag, Hamburg 2024

112 Seiten

20,00 Euro

Susanne Billig · 25.06.2024
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Kindersachbücher müssen immer wieder neue Wege finden, um junge Leser zu faszinieren. Doch gibt es noch Neues über das Weltall und Dinosaurier zu sagen? Mai Thi Nguyen-Kim und Marie Meimberg beweisen mit ihrer neuen Buchreihe: Ja, das geht.
Knallbunte Bilder, jede Doppelseite voller Farben und Krickelkrackel-Zeichnungen – so kommt die neue Buchreihe der Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim und der Künstlerin Marie Meimberg daher. Weltall und Dinosaurierzeit lösen sich darin auf in tanzende Tobe-Teilchen und bunte Monster aller Art, Marmeladenbrote haben ebenso ihren Auftritt wie Wale mit riesigen Mäulern und kosmische Staubexplosionen – und mittendrin ein Biber mit langen Zähnen, der neugierig durch die Welten reist und sie mit dem Besteck der Naturwissenschaften erkundet.

Popometer-Temperatur-Messgerät

Passend zu den wilden Bildern borden die Texte über vor Sprachvergnügen. In den BiBiBiber-Büchern senden Sterne fröhlich ihr Leuchte-Licht durch den Kosmos, die Tobe-Teilchen tanzen je nach Teilchen-Party-Tanz-Temperatur und Kinder hängen ihren Allerwertesten als Popometer-Temperatur-Messgerät ins Badewasser. Vor allem ellenlange Wort-Aneinanderreihungen haben es der Autorinnen angetan: Was unsereins fantasielos als „Pflanze“ bezeichnet – avanciert bei den beiden zur „Kohlenstoff-Baustein-Bau-Kunstwerk-Künstlerin“.

Ernste Naturwissenschaft

Doch hinter all dem Spaß meinen Mai Thi Nguyen-Kim und Marie Meimberg es mit der Naturwissenschaft sehr ernst. So widmet sich das Sterne-Buch schnell den kleinsten Bausteinen des Universums – und erörtert fast das gesamte Buch hindurch Fragen wie: Warum besteht alles aus Teilchen? Wie sind sie aufgebaut? Welche Kräfte wirken in und zwischen ihnen? Wie bewirken diese Kräfte, dass sich Teilchen zu größeren Gebilden – Sternen, Planeten, Organismen – zusammenfügen? Da geht es um Moleküle, Gravitationskräfte und Kohlenstoff als Grundbaustein lebender Organismen und all dessen, was sie chemisch hervorbringen. Wenn die promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim das Weltall erklären möchte, dann leitet sie klassische Kinderbuchinhalte – Sonne, Mond und Sterne – aus dem Innersten der Chemie ab.

Verwandtschaftsverhältnisse des Lebendigen

Ähnlich im Dino-Buch, in dem es nur am Rande um Dinosaurier geht, vor allem aber um die Mechanismen der Evolution und die Frage, wie man sich eigentlich die Verwandtschaftsverhältnisse des Lebendigen vorstellen kann. Tiere klettern auf hohen Leitergerüsten auf und ab, um zu verdeutlichen, dass die Erkundung natürlicher Stammbäume und Verwandtschaftsverhältnisse bedeutet, nach den letzten gemeinsamen Vorfahren der Lebewesen zu fragen.

Das zu verstehen, erfordert abstraktes Denkvermögen, worüber auch die Verspieltheit der Bücher nicht hinwegtäuschen kann. Ja, diese Buchautorinnen gehen es wild an, witzig und im Zickzack denkend, aber eben auch sehr wissenschaftlich – was die Frage, an welche Altersgruppe sich diese Bücher eigentlich wenden, nicht leicht zu beantworten macht.

Von Vergänglichkeit bis Evolution

Beide der bisher erschienenen Bände öffnen am Ende die aufgeworfenen Themen noch einmal weit. Im Sternebuch geht es um Vergänglichkeit und schmerzhaften Verlust, im Dinobuch um die Zukunft der Evolution und die vernichtende Gier des Menschen. Mai Thi Nguyen-Kim und Marie Meimberg trauen Kindern viel zu – zum Glück sind die: schlaue Menschen.
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