Getauft mit Bleiläusen
Sein Markenzeichen ist ein Faden, den er mit einer alten Tretnähmaschine in seine Buchkreationen einnäht: Christian Ewald ist gelernter Schriftsetzer, Graphiker, Autor und Kleinstverleger. In der Köpenicker Katzengraben-Presse entstehen seine Werke - alle in Handarbeit, alle in kleiner Edition.
Christian Ewald schwört noch auf den guten alten Bleisatz. Und zu Beginn seiner Schriftsetzerlehre musste er sich noch des Rituals einer Taufe mit Bleiläusen unterziehen.
Jedes seiner Bücher bekommt einen individuellen Einband, dessen Form aus dem Inhalt entwickelt wird. So auch für den Text "Die Heringe" von Michael Krüger:
"Da wurde aus Karton extra eine Fischkonserve gebaut, die als Schuber für das Buch gilt. Ein Fotoband an der Berliner Konservenfabrik, zu dem hat er einen wunderschönen Text geschrieben, und es ist wie in einem Familienfotoalbum bearbeitet."
Das erste Buch, das Christian Ewald am 2. Oktober 1990 um 23.59 Uhr in der Katzengraben-Presse publizierte, war zugleich das letzte, das in der DDR erschien: Die "Ost-Berliner Treppengespräche" von Jan Silberschuh entstanden aus Restmaterialien des untergehenden Landes und gewannen auf Anhieb den Preis der "Stiftung Buchkunst".
Seitdem erscheinen jährlich zwei Editionen von Christian Ewald - "eine, wenn die Blätter kommen, die zweite, wenn sie fallen", eine für die Leipziger, eine für die Frankfurter Buchmesse.
Christian Ewald hat aber auch ein darstellerisches Talent. Er ist ein begnadeter Stimmenimitator und scheut auch nicht davor zurück, bei seinen Präsentationen, an einem Flaschenzug aufgehängt, ein Buch in Flammen aufgehen zu lassen.
"Die Lesungen sind teilweise pyromanisch begleitet, das heißt ich habe ein Buch entwickelt, ein richtig großes, aus dem ein Feuerwerk rauskommt. Stellen Sie es sich mal vor wie eine zwanzigfache Eisfontäne, die der Konditor beim Geburtstag nachts an dem Tisch bringt, wenn es dunkel ist, da entsteht immer eine Erheiterung beziehungsweise ein Erschrecken oder ein wohliges Raunen für den Text als Abschluss."