Syrische Verleger bewahren die Erinnerung
Publizieren ist das Thema der beiden syrischen Verleger Kenan Darwich und Sami Rustom. Sie leben in Deutschland und verstehen ihre Arbeit an Büchern und Ausstellungen als Forschungspraxis.
"Es geht weniger darum, das Publizieren als abgeschlossene Handlung zu verstehen, sondern eher als ganzer Prozess bis das Buch gedruckt ist", sagte Kenan Darwich im Deutschlandradio Kultur. Zusammen mit seinen Kollegen Omar Nicholas und Sami Rustom gründete der 2015 in Berlin den Verlag "Fehras Publishing Practices". Die drei stammen aus Syrien, leben aber schon seit vielen Jahren in Deutschland. "Fehras" ist arabisch und bedeutet "Verzeichnis". Die drei Verlagsgründer verlegen daher auch nicht im klassischen Sinn. Sondern sie sammeln, registrieren, archivieren, präsentieren - verzeichnen, was zu retten ist von den Zeugnissen arabischer Alltags-und Buchkultur, die durch die jahrelangen Kriegswirren bedroht sind.
Erinnerung an eine geraubte Bibliothek
Eines der ersten Projekte war dem saudischen Schriftsteller Abd al-Rahman Munif gewidmet, der zu den bedeutendsten Literaten der arabischen Welt zählt. "Er lebte die letzten 20 Jahre in Damaskus", sagte Darwich. "2004 ist er gestorben." Während der Verlagsgründung habe in der arabischen Presse gestanden, dass seine Privatbibliothek in Damaskus gestohlen worden sei. Eigentlich hätten ihn und seine Kollegen weniger der eigentliche Raub interessiert, sondern die umfangreiche Sammlung vieler Bücher aus verschiedenen Teilen der Welt. "Wir haben angefangen, die Bibliothek zu dokumentieren, was noch da ist." Daraus entstand eine Ausstellung. "Wir haben die Bibliothek fotografiert", sagte Darwich. "Dadurch sind die ganzen Bücherrücken in seinem Regal sichtbar." Diese Fotografien hätten eine unerwartete Ästhetik entwickelt. Jetzt arbeiteten sie an einem Buch, das in einer Tabelle die Bestände dieser reichen Bibliothek abbilde.