Buchmesse-Absage des Iran

Ein Regime, das freies Denken unterdrückt

05:52 Minuten
Madjid Mohit vom Sujet Verlag steht vor einem Regal mit einigen der von ihm verlegten Bücher.
Madjid Mohit kam als politischer Flüchtling nach Deutschland und gründete den "Sujet Verlag", in dem vor allem Bücher von Autorinnen und Autoren erscheinen, die im Iran nicht publizieren können. © picture alliance / dpa / Ingo Wagner
Madjid Mohit im Gespräch mit Ramona Westhof |
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Der Iran hat seine Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse abgesagt. Der Autor und Verleger Madjid Mohit sieht darin ein Zeichen für den Erfolg der Proteste gegen die iranische Regierung. Er hofft auf einen Regimewechsel im Land.
Die Islamische Republik Iran hat ihre Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse abgesagt. Einer der Gründe für den Rückzug: die Annahme, die Buchmesse könne sich in innere Angelegenheiten des Landes einmischen.

Kein Platz für unabhängige Verlage

Der deutsch-iranische Verleger Madjid Mohit sieht darin ein gutes Zeichen: Die Absage zeige, dass die iranische Regierung die seit Wochen anhaltenden Proteste im Land sehr ernst nehme, sagt er. Das Regime befürchte offenbar, auf der Buchmesse heftigen Gegenwind zu bekommen, da die Protestbewegung auch außerhalb des Irans inzwischen viel Unterstützung erfahre.
Die Chance zum Kulturaustausch geht der Messe aus Mohits Sicht nicht verloren, wenn der Iran dort offiziell nicht vertreten ist. Das vom Iran in den vergangenen Jahren auf der Buchmesse präsentierte Programm habe "mit Autoren, die frei denken und frei schreiben möchten", ohnehin nichts zu tun gehabt, so Mohit.
Viele von ihnen befänden sich gerade jetzt im Iran in Haft. Zu keinem Zeitpunkt sei ihre Literatur ein Schwerpunkt am offiziellen Stand des Iran auf der Frankfurter Messe gewesen. Alle Veranstaltungen mit Autoren von unabhängigen Verlagen seien entweder von anderen Institutionen oder den Verlagen selbst organisiert worden, betont Mohit.
Die Frankfurter Buchmesse hätte die Lage der Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Iran schon länger als ihre Angelegenheit betrachten sollen, so der Verleger. Mohit wünscht sich seit Jahren, dass die Buchmesse ihrerseits dem Iran absagt:
"Ein Land, das Autoren unter Druck setzt, Inhaftiert und die Literatur der Zensur unterwirft, ist kein gutes Zeichen für eine internationale Buchmesse, die dafür bekannt ist, viele Literaten und Freidenker zusammenzubringen."

Hoffnung auf einen Regimewechsel

Die gegenwärtige Entwicklung im Iran erfüllt Mohit, der 1990 als politischer Flüchtling nach Deutschland kam und 1996 in Bremen den "Sujet Verlag" gründete, mit großer Hoffnung. Die Proteste nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Gewahrsam der sogenannten Sittenpolizei hätten nicht nur das ganze Land erfasst, sondern reichten inzwischen weit darüber hinaus.
Mit Hilfe der sozialen Medien habe das Anliegen der Protestbewegung eine enorm weite Verbreitung gefunden. Zu einer für den 22. Oktober angekündigten Solidaritätskundgebung in Berlin erwartet er deshalb auch zahlreiche Menschen aus weiteren Ländern, die die Proteste im Iran unterstützen. Mohit ist zuversichtlich, dass es am Ende tatsächlich zu einem Regimewechsel im Iran kommt.

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