Kleines Land mit großer Lesetradition
Gastland der Frankfurter Buchmesse ist in diesem Jahr Georgien. Viel ist deutschen Lesern nicht bekannt aus dem kleinen Land. Entdecken lohnt sich aber, denn Georgien hat eine lange Lesetradition, berichtet der Literaturwissenschaftler Zaal Andronikashvili.
Wohl kaum ein deutscher Leser dürfte zahlreiche Werke aus Georgien im Bücherschrank haben. Die Frankfurter Buchmesse gibt Gelegenheit die Literatur des kleinen Kaukasus-Staats kennenzulernen. Ein wahres Leseland, erzählt der georgische Literaturwissenschaftler Zaal Andronikashvili im Deutschlandfunk Kultur.
1500-jährige Literaturtradition
Eine Besonderheit sei, dass es sich um die Literatur eines sehr kleinen Landes handele, sagte Andonikashvili, der seit 2006 Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin ist. "Wir haben fünf Millionen Sprecher des Georgischen weltweit, gleichzeitig ist es aber eine sehr alte Literatur von 1500 Jahren. Das ist eine, wenn nicht einzigartige, dann doch sehr seltene Kombination."
Liebe, Freundschaft, Aufarbeitung
Typische Themen seien Liebe und Freundschaft, aber auch die Aufarbeitung der Sowjetzeit und die Zeit des Übergangs. "Das ein großes Thema in der Literatur." Deutschland sei beim Thema Aufarbeitung ein großes Beispiel für die Georgier. "Da sind wir nicht so erfolgreich wie Deutschland es gewesen ist, aber gerade deswegen ist Literatur der Ort, an dem so etwas ausgetragen wird."
Bauern organsierten Lesezirkel
Die Literatur aus dem Land georgienbezogen, bleibe aber nicht darauf beschränkt, so der Literaturwissenschaftler. Junge Autoren etwa beschäftigten sich inzwischen viel mit sozialen Themen. Insgesamt sei Georgien schon immer ein Leseland gewesen. Nicht nur in der Oberschicht oder im Bildungsbürgertum, sondern etwa auch bei Bauern, die im 19. Jahrhundert bereits Lesezirkel organisierten. Lesen sei ein Bildungsgut "und zwar in allen sozialen Schichten".