Krise in der Literaturbranche

"Die Buchpreise müssten eigentlich stark steigen"

06:41 Minuten
Daniel Beskos, Mitveranstalter des Indiebookday, einem Aktionstag zur Unterstützung kleiner unabhängiger Verlage, steht im Schanzenviertel vor einer Buchhandlung. In diesem Jshr findet der Indiebookday wegen der Corona-Krise nur im Netz statt.
"Die Lage ist für viele Verlage sehr ernst": Daniel Beskos warnt vor Insolvenzen. © picture alliance / dpa / Axel Heimken
Daniel Beskos im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Die Buchbranche leidet. Immer weniger Leserinnen und Leser, die Coronakrise und Papiermangel werden zur Gefahr. Gerade kleinen und mittelgroßen Verlagen drohe die Insolvenz, warnt der Verleger Daniel Beskos.
Verlage und der Buchhandel blicken mit Sorge auf Herbst und Winter. Der September sei der fünfte Monat mit Umsatzrückgängen in Folge gewesen, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse mit.
In den ersten neun Monaten lag der Buchmarkt - über alle Vertriebswege hinweg - mit 1,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum vor Corona sind es zwei Prozent weniger.

Energiekosten und Papiermangel

Noch schlechter ist die Lage bei Buchhandlungen vor Ort: Der stationäre Sortimentsbuchhandel machte in den ersten neun Monaten 2022 im Vergleich zur Zeit vor Corona 8,7 Prozent weniger Umsatz. Im Vergleich zu 2021 legte er allerdings um 7,3 Prozent zu, was vor allem an den Ladenschließungen im Vorjahr liegt.
Sorgen bereiten dem Börsenverein auch steigende Energiekosten oder der spürbare Papiermangel. Ohne Unterstützung seien manche Buchhandlungen und Verlage in existenzieller Gefahr. Der Verein fordert deswegen eine Mehrwertsteuersenkung für Bücher: "Null Prozent Mehrwertsteuer wären die unkomplizierteste Form der Förderung", heißt es.
Daniel Beskos, Leiter des Mairisch Verlags und Vorstand der Kurt-Wolff-Stiftung für kleine und unabhängige Buchverlage, steht dem Vorschlag positiv gegenüber. Ein ermäßigter Steuersatz würde nicht nur dem Handel und Verlagen helfen, sondern auch allen anderen, die am Buchumsatz beteiligt seien. Er gibt jedoch auch zu bedenken, dass diese Art der Förderung größeren Unternehmen eher hilft als den kleinen: Denn wer mehr verkauft, bekäme auch mehr Unterstützung.
Für Beskos liegt das Problem vor allem darin, dass die Lage schon vor der Coronakrise schlecht war. Der Wegfall der VG-Wort-Beteiligungen und ein Rückgang bei der Leserschaft seien schon länger spürbar gewesen, und dann kamen Pandemie und jetzt auch noch der Angriff auf die Ukraine:
"Ich habe das Gefühl, dass viele Leserinnen und Leser sich sehr zurückgehalten haben mit Buchkäufen seitdem. Dann die ganze Entwicklung, die wir alle kennen, also die Inflation, die steigenden Energiekosten. Die Leute halten natürlich ihr Geld ein bisschen zusammen. Gleichzeitig gibt es eine Papierkrise und die Buchpreise müssten eigentlich stark steigen. Das will man natürlich den Leuten nicht antun, die jetzt gerade besonders wenig Geld haben."

"Es wird einige Insolvenzen geben"

Viele Verlage verschöben wegen des Papiermangels aktuell Titel, berichtet Beskos. Das führe wiederum dazu, dass andere Werke gar nicht erst erscheinen. Folge: weniger Buchproduktion und weniger Vielfalt am Markt. Gerade für kleinere Verlage ohne große Rücklagen sei das existenzbedrohend:
"Ich glaube, es wird einige Insolvenzen geben. Und man kann einfach hoffen, dass die aktuelle Situation sich möglichst schnell auflöst in irgendeiner halbwegs positiven Weise. Aber die Lage ist für viele Verlage sehr ernst."
(hte/kna)
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