Buddhistisches Retreat in Waldbröl
Lernen ist auch nicht nur eine Angelegenheit des Gehirns. "Körper und Geist sind eins" hieß die Vorlesungs- und Übungsreihe, die der vietnamesische Zenmeister Thich Nhat Hanh in Waldbröl gehalten hat. Etwa 2000 Menschen aus 20 Nationen haben seine Botschaften verfolgt.
Konzentriert und klar wirkt er, mit seinen 86 Jahren fast jugendlich. Das freundliche Lächeln, das seine Lippen umspielt, scheint kaum einmal zu ermüden. Die komplexen Lehren des Buddha erklärt er gelassen - und gleichzeitig gefühlvoll. Oft mit Beispielen aus der Natur und aus den Naturwissenschaften. Verdichtet, vereinfacht. Und damit verstehbar für seine westlich-weltlichen Zuhörer: Der vietnamesische Zenmeister Thich Nhat Hanh.
Der zierliche, kahl rasierte Mönch in brauner Kutte sitzt ruhig auf seinem Meditationskissen. In einem riesigen weißen Zelt in Waldbröl, das mit Orchideengestecken festlich geschmückt ist. Vor rund 1000 Teilnehmern, die eine Woche lang hier leben, um Achtsamkeit zu erlernen. Thich Nhat Hanhs wichtigste buddhistische Botschaft ist die die Lehre des achtsamen Atmens:
"Es braucht nur drei oder vier Sekunden, um achtsam auszuatmen. Und das kann Euch schon eine Menge Freiheit geben. Und wir müssen nicht viele Jahre praktiziert haben; schon einige Ein- und Ausatmungen reichen aus, um uns Freiheit zu geben und uns bessere Entscheidungen treffen zu lassen."
Diese konkreten Anleitungen, die jeder - unabhängig von seiner religiösen Ausrichtung - in jeder Lebenssituation nutzen kann, sprechen auch die 33-jährige Pädagogin Ulrike an. Sie ist mit ihrer einjährigen Tochter in Waldbröl:
"Für mich ist faszinierend die praktische Anleitung der täglichen Praxis der Achtsamkeit und der philosophische Hintergrund dahinter. Weil ich hab früher schon gedacht, dass eigentlich jeder ein Teil Gottes ist, und was mich an der katholischen Kirche gestört hat immer, dass Gott außerhalb ist, und dass die Priester einen direkteren Zugang zu Gott haben als wir selber, als der Normalbürger, sag ich mal. Ich hab das nie geglaubt, und ich finde jetzt hier etwas, was mir persönlich näher ist von der Auffassung her."
Alltagstaugliche Entschleunigungsmethoden – die findet Tobias, ein , 23-jähriger Biologiestudent, in Thich Nhat Hanhs Methoden:
"Also ich bin zum Buddhismus gekommen, weil für mich alles sehr schnell abläuft, gerade durch die Technisierung der Welt läuft alles immer schneller ab. Und die Menschen sind dauerhaft gestresst, und daraus entstehen auch schlechte Emotionen. Und dass man im Buddhismus auch ein Ventil hat, dass man dadurch lernt, mit diesen Situationen umzugehen, und auch mal zwischendurch sich sozusagen Anker sucht."
Ein solcher Anker kann eine rote Ampel sein, . Sie kann die daran erinnern, bewusst zu atmen, . Körper und Geist zu spüren, zusammen zu bringen, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Und das ist laut Thich Nhat Hanh die Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben. Zusammen mit einer anderen:
"Und die zweite Energie ist die Energie der Konzentration. Wenn ihr sehr achtsam über etwas seid, dann seid ihr gleichzeitig auf dieses etwas konzentriert. Das heißt, die Energie der Achtsamkeit trägt in sich den Samen der Konzentration."
Achtsamkeit und Konzentration, beides zusammen ermöglicht "tiefes Schauen", eine - laut Thich Nhat Hanh - besonders hilfreiche Methode. Worum es dabei genau geht, konkretisiert Thay Phap An,. Der Doktor der Mathematik leitet das Europäischen Zentrums für Angewandten Buddhismus in Waldbröl seit vier Jahren. Zusammen mit 55 Nonnen und Mönchen, die hier leben bietet er ganzjährig Kurse an:
"Die Botschaft Buddhas ist sehr einfach: Als Menschen durchleben wir von Zeit zu Zeit , unangenehme Emotionen wie Trauer, Irritation, Frustration, Ärger, Eifersucht und so weiter. Die Botschaft Buddhas ist, dass man all diese Schwierigkeiten und unerfreulichen Gefühle umwandeln kann, und zwar so, dass wir zu einem Leben voller Freude, Glück und Freiheit gelangen. Die Zukunft wird aus der Gegenwart gemacht. So lernen wir, im gegenwärtigen Augenblick glücklich und freudvoll zu leben, sodass die Zukunft auch so sein wird."
Im Augenblick glücklich zu leben – das will auch der Wiener Torsten lernen. Nicht nur durch die Vorträge von Thich Nhat Hanh. Sondern auch ganz praktisch, durch den Alltag im Europäischen Zentrum für Angewandten Buddhismus. Das heißt: Schweigend zu essen, seinen Geist in der Meditation zu beobachten, seinen Körper durch Yoga oder Thai Chi zu beruhigen. Torsten übt all das zusammen mit den Nonnen und Mönchen und den Teilnehmern aus 20 Nationen. Wie erlebt er das Hiersein?
"Während des Retreats war ich sehr in mich gekehrt. Und ich habe viel über meine Beziehung reflektiert. Und es ist viel Schmerz auch aufgetreten. Aber in der Gemeinschaft in dieser Atmosphäre der Achtsamkeit merke ich, dass ich immer mehr den Schmerz zulassen kann und mich entspannen kann mit dem Schmerz und dass dadurch ich langsam sehe, wo die Wurzeln sind. Am Anfang war es nur schmerzvoll. Und jetzt nach ein paar Tagen, wo ich immer wieder daran erinnert werde, achtsam zu atmen, jeder Glockenschlag daran erinnert, achtsam zu atmen und das achtsame Essen, macht so eine Atmosphäre der Achtsamkeit, die diesen Schmerz, den ich empfinde, umschließt und wo ich dann mich entspannen kann mit dem Schmerz und sehe wo die Wurzel liegt."
Sich nicht mit dem Computer oder durch Konsum von Problemen abzulenken, sondern standzuhalten, die Wurzeln des Schmerzes durch "tiefes Schauen" zu erkennen und ihn so allmählich zu heilen – das ist manchmal kaum möglich, wie Jutta erzählt. Sie ist mit ihren zwei kleinen Kindern in Waldbröl:
"Es ist schwierig einfach in der Praxis, wenn man denkt, man hat etwas kapiert, dann denkt man, man ist schon fertig. Ich meditier ganz selten formal, dass ich auf dem Kissen sitze, weil die Kinder noch so klein sind. Und dann hatte ich bei unserem Retreat einen großen inneren Konflikt, weil ich dachte, wie soll ich das jetzt machen? Die Kinder haben mich gebraucht. Jetzt kann ich gar nicht mich hinsetzen und meditieren, das ist ja alles ganz schlimm! Bis mir dann eine ältere Schwester eben gesagt hat: Deine Kinder sind Deine Praxis! Dass ich einfach versuche, aufmerksam zu erleben, was mit mir passiert, und wo die Kinder sind und wo wir miteinander sind."
Der zierliche, kahl rasierte Mönch in brauner Kutte sitzt ruhig auf seinem Meditationskissen. In einem riesigen weißen Zelt in Waldbröl, das mit Orchideengestecken festlich geschmückt ist. Vor rund 1000 Teilnehmern, die eine Woche lang hier leben, um Achtsamkeit zu erlernen. Thich Nhat Hanhs wichtigste buddhistische Botschaft ist die die Lehre des achtsamen Atmens:
"Es braucht nur drei oder vier Sekunden, um achtsam auszuatmen. Und das kann Euch schon eine Menge Freiheit geben. Und wir müssen nicht viele Jahre praktiziert haben; schon einige Ein- und Ausatmungen reichen aus, um uns Freiheit zu geben und uns bessere Entscheidungen treffen zu lassen."
Diese konkreten Anleitungen, die jeder - unabhängig von seiner religiösen Ausrichtung - in jeder Lebenssituation nutzen kann, sprechen auch die 33-jährige Pädagogin Ulrike an. Sie ist mit ihrer einjährigen Tochter in Waldbröl:
"Für mich ist faszinierend die praktische Anleitung der täglichen Praxis der Achtsamkeit und der philosophische Hintergrund dahinter. Weil ich hab früher schon gedacht, dass eigentlich jeder ein Teil Gottes ist, und was mich an der katholischen Kirche gestört hat immer, dass Gott außerhalb ist, und dass die Priester einen direkteren Zugang zu Gott haben als wir selber, als der Normalbürger, sag ich mal. Ich hab das nie geglaubt, und ich finde jetzt hier etwas, was mir persönlich näher ist von der Auffassung her."
Alltagstaugliche Entschleunigungsmethoden – die findet Tobias, ein , 23-jähriger Biologiestudent, in Thich Nhat Hanhs Methoden:
"Also ich bin zum Buddhismus gekommen, weil für mich alles sehr schnell abläuft, gerade durch die Technisierung der Welt läuft alles immer schneller ab. Und die Menschen sind dauerhaft gestresst, und daraus entstehen auch schlechte Emotionen. Und dass man im Buddhismus auch ein Ventil hat, dass man dadurch lernt, mit diesen Situationen umzugehen, und auch mal zwischendurch sich sozusagen Anker sucht."
Ein solcher Anker kann eine rote Ampel sein, . Sie kann die daran erinnern, bewusst zu atmen, . Körper und Geist zu spüren, zusammen zu bringen, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Und das ist laut Thich Nhat Hanh die Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben. Zusammen mit einer anderen:
"Und die zweite Energie ist die Energie der Konzentration. Wenn ihr sehr achtsam über etwas seid, dann seid ihr gleichzeitig auf dieses etwas konzentriert. Das heißt, die Energie der Achtsamkeit trägt in sich den Samen der Konzentration."
Achtsamkeit und Konzentration, beides zusammen ermöglicht "tiefes Schauen", eine - laut Thich Nhat Hanh - besonders hilfreiche Methode. Worum es dabei genau geht, konkretisiert Thay Phap An,. Der Doktor der Mathematik leitet das Europäischen Zentrums für Angewandten Buddhismus in Waldbröl seit vier Jahren. Zusammen mit 55 Nonnen und Mönchen, die hier leben bietet er ganzjährig Kurse an:
"Die Botschaft Buddhas ist sehr einfach: Als Menschen durchleben wir von Zeit zu Zeit , unangenehme Emotionen wie Trauer, Irritation, Frustration, Ärger, Eifersucht und so weiter. Die Botschaft Buddhas ist, dass man all diese Schwierigkeiten und unerfreulichen Gefühle umwandeln kann, und zwar so, dass wir zu einem Leben voller Freude, Glück und Freiheit gelangen. Die Zukunft wird aus der Gegenwart gemacht. So lernen wir, im gegenwärtigen Augenblick glücklich und freudvoll zu leben, sodass die Zukunft auch so sein wird."
Im Augenblick glücklich zu leben – das will auch der Wiener Torsten lernen. Nicht nur durch die Vorträge von Thich Nhat Hanh. Sondern auch ganz praktisch, durch den Alltag im Europäischen Zentrum für Angewandten Buddhismus. Das heißt: Schweigend zu essen, seinen Geist in der Meditation zu beobachten, seinen Körper durch Yoga oder Thai Chi zu beruhigen. Torsten übt all das zusammen mit den Nonnen und Mönchen und den Teilnehmern aus 20 Nationen. Wie erlebt er das Hiersein?
"Während des Retreats war ich sehr in mich gekehrt. Und ich habe viel über meine Beziehung reflektiert. Und es ist viel Schmerz auch aufgetreten. Aber in der Gemeinschaft in dieser Atmosphäre der Achtsamkeit merke ich, dass ich immer mehr den Schmerz zulassen kann und mich entspannen kann mit dem Schmerz und dass dadurch ich langsam sehe, wo die Wurzeln sind. Am Anfang war es nur schmerzvoll. Und jetzt nach ein paar Tagen, wo ich immer wieder daran erinnert werde, achtsam zu atmen, jeder Glockenschlag daran erinnert, achtsam zu atmen und das achtsame Essen, macht so eine Atmosphäre der Achtsamkeit, die diesen Schmerz, den ich empfinde, umschließt und wo ich dann mich entspannen kann mit dem Schmerz und sehe wo die Wurzel liegt."
Sich nicht mit dem Computer oder durch Konsum von Problemen abzulenken, sondern standzuhalten, die Wurzeln des Schmerzes durch "tiefes Schauen" zu erkennen und ihn so allmählich zu heilen – das ist manchmal kaum möglich, wie Jutta erzählt. Sie ist mit ihren zwei kleinen Kindern in Waldbröl:
"Es ist schwierig einfach in der Praxis, wenn man denkt, man hat etwas kapiert, dann denkt man, man ist schon fertig. Ich meditier ganz selten formal, dass ich auf dem Kissen sitze, weil die Kinder noch so klein sind. Und dann hatte ich bei unserem Retreat einen großen inneren Konflikt, weil ich dachte, wie soll ich das jetzt machen? Die Kinder haben mich gebraucht. Jetzt kann ich gar nicht mich hinsetzen und meditieren, das ist ja alles ganz schlimm! Bis mir dann eine ältere Schwester eben gesagt hat: Deine Kinder sind Deine Praxis! Dass ich einfach versuche, aufmerksam zu erleben, was mit mir passiert, und wo die Kinder sind und wo wir miteinander sind."