Bücher sind Nebensache

Von Rebecca Maskos |
Wer in der Weihnachtszeit in eine Spielzeugabteilung geht, der wird fast erschlagen von der Bandbreite der Kinderwarenwelt. Einen großen Anteil haben inzwischen Verlage, die ihre Kinderbuchfiguren auch als Spielzeug anbieten. Kein Verlag betreibt dabei den Handel mit den Produkten rund ums Buch so erfolgreich wie der Coppenrath Verlag.
Mit Schlappohren, roter Schleife und Koffer lacht er von Schulranzen, Schirmen, Lampen, Tapeten. Aus fast keiner Spielwarenabteilung und kaum einem Kinderzimmer ist er mehr wegzudenken. Felix der Hase, so heißt der Hauptdarsteller von mittlerweile zehn Kinderbüchern aus dem Coppenrath Verlag – doch die Bücher sind fast schon Nebensache. Denn der Hase auf Reisen, der Briefe aus fernen Ländern schreibt, war nur der Anfang einer Erfolgstory, die den deutschen Kinderbuchmarkt umkrempelte.

Dank Felix ist der Umsatz von Coppenrath rasant gestiegen, innerhalb der letzten 10 Jahre von 11,5 Millionen Euro auf 55 Millionen. Mit Figuren wie Felix dem Hasen betreibt der Coppenrath Verlag Kindermerchandising im großen Stil. Merchandising heißt: Nicht nur die Bücher, sondern vor allem Zusatzartikel mit den Buchfiguren werden angeboten. Mit T-Shirts, Bleifstiften oder Möbeln macht Coppenrath bereits über die Hälfte seines Gesamtumsatzes. Und natürlich gibt es Felix auch schon als Film und als Hörspiel.

Kein Verlag betreibt den Handel mit den Produkten rund ums Buch so erfolgreich wie der Coppenrath Verlag. Hinter dem Verkaufsschlager Felix steckt Wolfgang Hölker. Der gelernte Graphiker wollte eigentlich Kunstgeschichte studieren, doch er blieb ein Mann der Praxis. Vor fast 30 Jahren übernahm er den Coppenrath Verlag, machte als Autodidakt aus dem kleinen Traditionsverlag ein Kinderbuchimperium. An Hölker kommt auf dem Kinderbuchmarkt keiner mehr vorbei. Durch seine Marktmacht sind die so genannten Non-Book-Artikel einem unverzichtbaren Bestandteil des Geschäfts geworden.

Hölkers Angestellte arbeiten in einem alten Speicher am Münsteraner Hafen, konferieren zwischen rosa Sesseln mit goldenen Lehnen, alten Überseekoffern und buntem Spielzeug. Kreativ soll es zugehen im Hause Coppenrath. Ergebnis sind neue Figuren für Kinder, die sich gut vermarkten lassen. So wie Hölkers zweites Erfolgsprodukt, die Prinzessin Lillifee.

Die rosa Glitzerwelt von Lillifee soll kleine Mädchen verzaubern. 500.000 Mal ging sie schon über den Ladentisch, über die Filmrechte wird bereits verhandelt. Experten schätzen, dass Coppenrath den Großteil des Lillifee-Umsatzes allein mit Produkten wie pinker Kleidung und Schminkköfferchen für kleine Lillifees macht. Bewunderer halten Hölker für ein Marketinggenie, Kritiker sagen, er mache den Kinderbuchmarkt zum Disneyland.