Bryan Sykes: "Darwins Hund"
Aus dem Englischen von Anne Emmert
Klett-Cotta, 2019
319 Seiten, 22 Euro
Achim Gruber: "Das Kuscheltierdrama. Ein Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere"
Droemer, München 2019
312 Seiten, 19,99 Euro
Jochen Stadler: "Guter Hund, böser Hund"
Ecowin, München 2019
220 Seiten, 20 Euro
Lars Svendsen: "Philosophie für Hunde- und Katzenfreunde. Tiere verstehen."
Aus dem Norwegischen von Daniela Stilzebach
Berlin University Press, 2019 (erscheint im September)
256 Seiten, 18 Euro
Ein besonderes Tier, ein besonderes Verhältnis
11:23 Minuten
Das Verhältnis von Mensch und Hund – neue Bücher beleuchten wissenschaftlich, philosophisch und ganz praktisch, was diese besondere Beziehung ausmacht.
Herr und Hund, was für ein seltsames Gespann: ein Primat und ein Beutegreifer, ein Fleischfresser und ein nackter Affe. Zoologisch betrachtet passt da zunächst nicht viel zusammen. Aber die Allianz der beiden Arten währt schon lange. 15.000 bis knapp 40.000 Jahre datiert die Forschung den Moment zurück, in dem Wölfe und Menschen zum ersten Mal gemeinsam auf die Jagd gingen.
Heute sind Hunde Partner für alle Lebenslagen. Sie wachen, jagen, retten, schützen – und leisten immer mehr Menschen Gesellschaft als Gefährten und enge Vertraute. Längst gibt es deshalb auch Beziehungs- und Erziehungsratgeber für das Miteinander von Mensch und Tier.
Die Moderatorin Dunja Hayali und die Kolumnistin Ildikó von Kürthy schrieben Bestseller, in denen sie über ihr Leben mit Hund aus dem Nähkästchen plaudern. Einige aktuelle Bücher nehmen das Verhältnis von Mensch und Hund jetzt genauer in den Blick: wissenschaftlich, philosophisch und ganz praktisch.
Voraussetzung für moderne Zivilisation
Der britische Genetiker Bryan Sykes erklärt in seinem Buch "Darwins Hund", wie die Kooperation mit Wolf und Hund die Evolution des Menschen beeinflusst hat. Populärwissenschaftlich wie ein Jugendbuchautor spekuliert er über die ersten gemeinsamen Jagden von Wölfen und Menschen.
Detailliert erläutert der emeritierte Oxford-Professor wie die moderne Genetik immer genauer eingekreist hat, wann und wie aus Wölfen Hunde wurden. Die Partnerschaft von Mensch und Hund ist für Sykes eine wesentliche Voraussetzung für die komplexe hochtechnisierte Zivilisation, in der wir heute leben.
Mittlerweile sind allerdings auch Hunde von Zivilisationskrankheiten betroffen. Der Tierpathologe Achim Gruber schildert das in seinem Buch "Das Kuscheltierdrama" am Beispiel sogenannter "Defektzuchten", die Hunden mehr und mehr angeborene Schwächen zufügen.
Wie Missverständnisse, Unkenntnis oder Naivität zu gefährlichen Konflikten mit Hunden führen können, zeigt der Wissenschaftsjournalist und Hundetrainer Jochen Stadler in seinem Buch "Guter Hund, böser Hund".
Er greift Vorfälle auf, bei denen Hunde Menschen verletzt haben, die Schlagzeilen gemacht haben. Stadler erklärt, wie eine genaue Kenntnis des Tierverhaltens und konsequentes Training, das mehr auf Kooperation als Dominanz setzt, Risiken erheblich reduzieren kann.
Feines Gespür für Stimmungen des Menschen
Aber wie weit können wir die Gefühle und Motivationen von Tieren überhaupt nachvollziehen? Dieser Frage widmet Lars Svendsen sein Buch "Philosophie für Hunde- und Katzenliebhaber. Tiere verstehen".
Artspezifische Emotionen und Geistesregungen blieben dem jeweils anderen verborgen, schreibt Svendsen, aber es gebe Schnittmengen. So zeigten Hunde oft ein feines Gespür für die Stimmungen des Menschen und könnten Freude oder Trauer teilen, denn im Zusammenleben mit dem Tier werde "eine gemeinsame Welt aufgebaut".
Svendsens Charakterstudie liefert auch eine Erklärung dafür, weshalb wir bis auf weiteres wohl keine Blindenführkatzen, Polizei- oder Lawinenkatzen haben werden: Anders als Hunde machen Katzen "keineswegs das, was wir sagen", so der Autor: "Wir versuchen dafür zu sorgen, dass es unserer Katze gut geht, und die Katze versucht genau dasselbe: dafür zu sorgen, dass es ihr selbst gut geht."