Muttermord war gestern
Väter-und Mütterbücher haben Konjunktur. Söhne stilisieren Mütter gerne als Liebhaberinnen. Außerdem umkreisen sie bewundernd deren Biografie - ob sie geglückt oder möglicherweise auch gescheitert sein mag.
Der Vatermord oder die Ermordung der Mutter - das war gestern, jedenfalls literarisch gesehen. Diesem Motiv verdanken wir eine stattliche Reihe im Bücherregal, von Franz Kafka bis Christoph Meckel: Söhne begehrten auf gegen Patriarchen oder grenzten sich ab von ihren Nazi-Vätern.
Heute ist es anders, heute herrscht Empathie. Auch und ganz besonders, wenn Söhne über ihre Mütter schreiben: humorvoll, essayistisch oder in poetischer Prosa. Auffällig ist der Bewunderungston, in dem sie deren geglückte, möglicherweise traurige, gescheiterte Biografien umkreisen: Mütter, die ihren künstlerischen Ehrgeiz auf den Sohn übertragen - und in den Himmel der Literatur eingehen.
Diese Romane wurden im Gespräch erwähnt:
Ralf Rothmann, "Im Frühling sterben", Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, 234 Seiten, 19,95 Euro.
Diese Romane wurden im Gespräch erwähnt:
Ralf Rothmann, "Im Frühling sterben", Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, 234 Seiten, 19,95 Euro.
Jan Koneffke, "Sonntagskind", Galiani Verlag, Berlin 2015, 592 Seiten, 24,99 Euro.
Peter Henning, "Die Chronik des verpassten Glücks", Luchterhand- Literaturverlag, München 2015, 448 Seiten, 19,99 Euro.
Peter Handke, "Wunschloses Unglück", Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2001, 96 Seiten, 7,00 Euro.
Erich Hackl, "Dieses Buch gehört meiner Mutter", Diogenes Verlag, Zürich 2013, 112 Seiten, 17,90 Euro.
Peter Schneider, "Die Lieben meiner Mutter", Kiepenheuer und Witsch, Köln 2013, 304 Seiten, 19,99 Euro.
Josef Winkler, "Abschied von Vater und Mutter", Suhrkamp Verlag, Berlin 2015, 254 Seiten, 10,00 Euro.
Stephan Wackwitz, "Die Bilder meiner Mutter", S. Fischer-Verlag, Frankfurt 2015, 240 Seiten, 19,99 Euro.