Ich verschenke dieses Jahr „Präraffaelitische Girls erklären Hexerei". Es ist schon der zweite prächtig ausgestattete Band, in dem Autorin und Verlegerin Christiane Frohmann die „schönen Leichen“ präraffaelitischer Maler zum Leben erweckt. Auf den Bildern der Präraffaeliten liegen sie anmutig und von Blumen umrankt auf einem Floß. Sie lehnen blass und scheinbar entseelt am Mäuerchen oder sie seufzen offensichtlich entkräftet aus ihren wallenden Gewändern. So wie das von Frauen im späten 19. Jahrhundert eben idealerweise erwartet wurde.

Christiane Frohmann lässt diese zarten Figuren nun aufstehen und in den Kampf gegen das Patriarchat, gegen Misogynie und gegen Männer ziehen, die ihnen die Welt erklären. Das ist nicht nur irre komisch, sondern auch ein super Ventil für Wut. Und wer hat nach diesem zweiten Pandemiejahr nicht reichlich Wut in der Brust?

Meiner besten Freundin natürlich. Die kann nämlich herrlich wütend werden, obwohl ihr das in der siebten Klasse, als wir in der norddeutschen Provinz beide brav nebeneinander die Schulbank drückten, niemand so richtig zugetraut hatte. Aber in einer Englischstunde, da platzte Marthje auf einmal der Kragen. Da war es genug. Ihre ganz wunderbare Wut auf den besserwisserischen Schwachkopf aus der letzten Reihe machte sich Luft. Danach war der erst mal still.

Es waren so schlagfertige Sätze, mit so viel Kraft und Grandezza und genau der richtigen Prise Süffisanz, dass sie Christiane Frohmann auch ihren Streiterinnen hätte in den Mund legen können.