Günther Anders: "Der Emigrant.“
Mit einem Nachwort von Florian Grosser
C.H. Beck, München 2021
86 Seiten, 10 Euro
Bücher zum Verschenken
Günther Anders, Der Emigrant © Deutschlandradio / picture alliance / Zoonar / C. H. Beck
"Der Emigrant" von Günther Anders
02:43 Minuten
24 Mal literarische Bescherung: Wir empfehlen Bücher zum Verschenken. Heute ein philosophischer Klassiker, nämlich: Günther Anders' persönliche und eindringliche Reflexionen über die Erfahrung des Fremdwerdens.
Worum geht es?
„Der Emigrant“ erschien 1962 und wurde jetzt als schönes kleines Büchlein neu herausgegeben. Günther Anders war der erste Ehemann von Hannah Arendt und ganz ähnlich wie sie in ihrem berühmten Aufsatz "Wir Flüchtlinge" versucht er die besonderen Lebensumstände von „Emigranten“ zu beschreiben, und zwar ausgehend von eigenen Erfahrungen der Flucht als Jude aus Deutschland und des Nicht-ganz-ankommens in der neuen Welt.
Was ist das Besondere?
Günther Anders beschreibt in dem Buch den Verlust an Kohärenz, den so ein zerrissenes Leben ausmacht, die Schwierigkeiten, sich zu erinnern, die Frage, ob man sich in einem neuen Leben überhaupt einrichten kann, ja einrichten will, den Verlust der Sprache, aber auch Gefühle der Scham und Schande.
Der Text ist dabei voller unglaublich scharfer Beobachtungen und ganz fantastisch schöner Sätze. Eindrücklich erklärt er etwa, wie man kaum mehr als „erwachsen“ gelten kann als Emigrant, weil man seinen sozialen Status verliert, alles an Kompetenz und „Sich-auskennen“, in das man hineingewachsen ist.
Wem schenken Sie das Buch?
Ich schenke das Buch meiner Freundin Nadja, mit der ich in letzter Zeit viel über Herkunft und Heimat, über Mehrfachidentitäten und Fremdsein nachdenke.