Friedrich Dürrenmatt: "Das Versprechen"
dtv, München 1978
160 Seiten, 7,90 Euro
Jan Costin Wagner empfiehlt "Das Versprechen" von Friedrich Dürrenmatt
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In diesem Roman, in dem es vordergründig um eine polizeiliche Ermittlung geht, zeigt Friedrich Dürrematt Menschen, die mit Kontrollverlust ringen. Der Schriftsteller Jan Costin Wagner schenkt es zwei Freunden, die sich gern überraschen lassen.
Dieses Buch habe ich vor vielen Jahren gelesen, kurz nach der Schulzeit. Es erzählt, oberflächlich betrachtet, die Geschichte einer polizeilichen Ermittlung, es zeichnet die Suche der Polizei nach einem Kindsmörder nach. Mehr noch ist es die Geschichte eines Polizisten, für den die Suche zur Obsession wird, sodass sich unterschwellig die Frage in den Fokus schleicht, wie wir Menschen, konfrontiert mit dem Kontrollverlust, um unsere Existenz ringen.
Tochter wird als Köder benutzt
Der Ermittler, für den die Überführung des Täters zum "Versprechen" und zum Lebensinhalt wird, stellt die perfekte Falle, indem er die Tochter einer Bekannten gewissermaßen als Köder für den Mörder benutzt.
Was dann passiert, am Ende dieses Buches, ist der Grund dafür, dass die Lektüre in mir bis heute nachwirkt und sogar mein eigenes Schreiben mitgeprägt hat. In dem Sinne, dass mich dieses Buch hat erkennen lassen, dass ein Roman nur das Ende haben darf, das in der Erzählung immer schon angelegt war.
Dürrenmatts große Themen waren immer Schicksal und Zufall
Ich schenke das Buch zwei lieben Freunden, von denen ich weiß, dass sie sich von einer Lektüre gerne überraschen lassen. Deshalb möchte ich selbstverständlich das Ende des Romans nicht explizit verraten, sondern an dieser Stelle nur andeuten: Dürrenmatts große Themen waren in meinen Augen immer Schicksal und Zufall, und hier verhilft ihm das Zusammenspiel der beiden zu einer besonders virtuosen Auflösung – dem Schicksalsspieler kann nur einer das Wasser reichen, der Zufall.