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„Die Erfindung der Hausfrau" von Evke Rulffes

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Buchcover zu Evke Rulffes "Die Erfindung der Hausfrau". Im Hintergrund braune Päckchen mit rot-weißen Schleifen.
Evke Rulffes "Die Erfindung der Hausfrau" © Deutschlandradio / picture alliance / Zoonar / HarperCollins
Verschenkt von René Aguigah |
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24 Mal literarische Bescherung: Wir empfehlen Bücher zum Verschenken. Heute: „Die Erfindung der Hausfrau" von Evke Rulffes, ein sehr lesbares kulturhistorisches Buch über die Entwicklung der Frauenrolle vom 18. Jahrhundert bis heute.

Worum geht es?

Das Buch erzählt die „Geschichte einer Entwertung“, so heißt der Untertitel, und mit der Entwertung ist eben die der Frau gemeint. Die zentrale Botschaft steckt im Wort „Erfindung“: Die Hausfrau gibt es nicht schon immer, sie ist weder natur- noch gottgegeben; sondern Menschen, vor allem Männer, haben sie gemacht, und zwar seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Evke Rulffes, die Autorin, Kulturwissenschaftlerin, hat Unmengen von Seiten aus historischen Haushaltsratgebern studiert. Auf dieser Grundlage erzählt sie, wie – grob gesagt – erst die Figur der „Hausmutter“ dominierte, die dann von der „Hausfrau“ als prägender Figur abgelöst wurde. Während die ländliche „Hausmutter“ noch eine Art Betriebsleiterin war, mit Personal, wird die bürgerliche „Hausfrau“ im Laufe des langen 19. Jahrhunderts zur Dienerin am Mann. Konkrete Themen gibt es ungezählte in diesem Buch. Sie erstrecken sich von Ratschlägen für Hygiene, Putzen, Einkaufen über Rezepte fürs Kochen und Backen bis zu Anweisungen fürs Gebären, Stillen, Kindererziehen. Die Haushaltsführung wird ans Geschlecht gekoppelt, dem Manne zu Diensten.

Was ist das Besondere?

Es raubt einem den Atem, diese „Erfindung der Hausfrau“ zu lesen, eine fundierte und zugleich geschmeidig geschriebene Kulturgeschichte. Atemraubend deshalb, weil einem in dieser Geschichte die eigene Welt noch begegnet – zum Beispiel, wenn man von Dr. Oetkers Schulkochbuch liest, das 1910 zuerst erschien, in einer Welle von Büchern, die sich mit ihren Tipps ausdrücklich an Frauen wendete. Atemraubend auch deshalb, weil die Figur der Hausfrau natürlich nicht nur Frauen prägt. An dieser Erfindung hängen auch Männerbilder und Kindheiten.

Wem schenken Sie das Buch?

Ich schenke das Buch einer intelligenten, top organisierten, durchsetzungsfähigen, liebevollen Frau, die in einer Zeit geboren wurde, als die Bundesrepublik noch im Kleinkindalter war. Meiner Mutter.

Evke Rulffes: „Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung“ ‎
HarperCollins, München 2021
288 Seiten, 22 Euro

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