Silvia Plath: „Die Glasglocke“
Übersetzt von Reinhard Kaiser
Suhrkamp Verlag, Berlin
262 Seiten, 11 Euro
Bücher zum Verschenken
Sylvia Plath erzählt von den dunkelsten Gefühlen, die man haben kann, in "Die Glasglocke". © Deutschlandradio / picture alliance / Zoonar / Suhrkamp
"Die Glasglocke" von Sylvia Plath
02:32 Minuten
24-mal literarische Bescherung: Wir empfehlen Bücher zum Verschenken. Heute: ein Klassiker der feministischen Literatur. Sylvia Plath protokolliert ihre Depression. Für alle, die gerade durch eine dunkle Phase müssen. Und für Angehörige, die sie begleiten.
Worum geht es?
Ich verschenke dieses Jahr den autobiografischen Roman „Die Glasglocke“ von Sylvia Plath. Am Anfang sind wir in New York im Juni 1953. Esther Greenwood, die Hauptfigur, ist 19. Sie studiert an einem Elite-College und definiert sich vor allem über ihre Leistungen. Wenig später ist Esther zurück in den Vororten von Boston, denen sie immer entfliehen wollte, und es kommt zum Zusammenbruch. Esther erhält einen Brief. Die Absage der Harvard University. Sie hat es nicht in den Sommer-Schreibkurs geschafft.
Was ist das Besondere?
Im Roman gibt es dieses grandiose Bild, zwei Sätze, die alles enthalten, was folgen wird: „Den ganzen Juni über hatte sich dieser Kurs vor mir wie eine glänzende sichere Brücke über den öden Abgrund des Sommers gezogen. Jetzt sah ich sie schwanken und sich auflösen, und ein Körper in weißer Bluse und grünem Rock stürzte in die Tiefe.“ Die Frau, das ist natürlich sie selbst. Die zweite Hälfte des Romans erzählt diesen Sturz in die Tiefe.
„Die Glasglocke“ von Sylvia Plath ist ein Klassiker der feministischen Literatur und hat mich weggefegt. Und zwar wegen der Schonungslosigkeit, mit der sie ihre Depression protokolliert. Sylvia Plath hat es geschafft, mir diesen Zustand, in dem Raum und Zeit kollabieren, begreiflich zu machen.
Wem wollen Sie es schenken?
Ich schenke das Buch meiner Schwester, weil sie gerade eine schwere Phase durchmacht. Sylvia Plath erzählt von den dunkelsten Gefühlen, die man haben kann. Aber eben auch davon, dass es wieder aufwärtsgeht. Das Ende, so viel sei verraten, ist voller Hoffnung. Esther sagt auf der allerletzten Seite: „Das rote Wollkostüm war so strahlend wie meine Pläne.“