Sebastian Barry: "Tage ohne Ende"
Übersetzt von Hans-Christian Oeser
Steidl Verlag, Göttingen 2018
256 Seiten, 22 Euro
Thorsten Nagelschmidt empfiehlt "Tage ohne Ende" von Sebastian Barry
02:13 Minuten
Auch wenn Thorsten Nagelschmidt nicht mehr Weihnachten feiert, verschenkt er gerne Bücher. Dieses an seinen Freund Paule, mit dem er unbedingt darüber sprechen möchte. Und er hofft, dass Paule auch das neueste Buch von Barry liest: "Tausend Monde".
»Tage ohne Ende« gehört zu den besten Büchern, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Der Roman spielt zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs und danach, es geht um die Unionssoldaten John Cole und Thomas McNulty, die außerdem ein Liebespaar sind und Tänzer und vieles mehr, und die dann zu Ziehvätern eines kleinen indigenen Mädchens aus dem Lakota-Stamm werden.
Eine Art queerer Western
Eine Art queerer Western, bei dem es um Bürgerkrieg geht, um Gewalt und Genozid und Männlichkeit und Crossdressing und den wilden weiten Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. Und das alles in einem völlig einzigartigen Sound. Der formal ungebildete irische Auswanderer Thomas McNulty erzählt in einem an Oral History, also an gesprochener Sprache orientierten und eher berichthaften Tonfall, der dabei aber auf eine sehr eigene Weise wahnsinnig poetisch ist.
Leichtfüßig und selbstverständlich
Wie der übrigens ebenfalls irische Autor Sebastian Barry recherchiert haben muss, damit das alles dermaßen leichtfüßig und selbstverständlich klingt, man kann es nur erahnen.
Übersetzt wurde das Buch von Hans Christian Oeser, der dafür – völlig zurecht – einen renommierten Preis gewonnen hat. Und dann überzeugt das Buch auch noch optisch und haptisch, weil es im Steidl-Verlag erschienen ist und Bücher von Steidl sich immer besonders gut anfassen.
Ich schenke dieses Buch meinem Freund Paule, weil er es lieben wird und weil er sich dann noch den neuen Roman von Sebastian Barry kaufen kann, "Tausend Monde", der gerade erschienen ist und in dem all diese Figuren wieder auftauchen – und weil wir dann darüber reden können. Man muss mehr über Bücher reden, nicht immer nur über Serien.