Ein Erdbeben in Wien
Nach monatelangen Querelen hat Österreichs Kulturminister den Intendanten des Burgtheaters, Matthias Hartmann, am Dienstag des Amtes enthoben. Hintergrund sind ein Finanzskandal und Millionenverluste.
Zwei Rechtsgutachten hätten schwere Mängel im Rechnungswesen und im Kontrollsystem gezeigt, so begründete der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer am Dienstag die Entlassung von Burgtheater-Chef Matthias Hartmann. "Um weiteren Schaden für die Republik und das Burgtheater abzuwenden, musste dieser Schritt gesetzt werden", sagte der Kulturminister. Hartmann bestreitet die Vorwürfe.
Merkwürdig und erschreckend
Unser Theaterkritiker Hartmut Krug berichtet von "falschen Unterschriften und Abschreibungstricks". Seit Dezember habe die Auseinandersetzung vor sich hin geköchelt, mit immer neuen gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die Verbindlichkeiten des Theaters hätten vor Hartmanns Ära im Jahr 2006 noch 4,8 Millionen Euro betragen, bis zum Jahr 2012 seien sie auf 16,6 Millionen Euro gestiegen, so Krug.
Die Entscheidung fiel nicht einmal 24 Stunden nach Hartmanns Angebot, seine Position als Geschäftsführer bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen zu lassen. Ostermayer sagte, die Auswertung von Gutachten habe ihm keine andere Wahl gelassen, als die sofortige Abberufung Hartmanns zu erwirken. Die Gutachten hätten "erhebliche Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers" gezeigt, so der Minister. Der Beschluss wurde einstimmig vom Aufsichtsrat angenommen.
Hartmann kündigt rechtliche Schritte an
Das Angebot an den deutschen Theatermacher, freiwillig zurückzutreten, nahm Hartmann nicht an. Er kündigte rechtliche Schritte an. "Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und die Kaufleute. Das ist für jeden deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd", erklärte er.
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