Theater ohne Körperkontakt ist nicht möglich
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Öffentliche Einrichtungen wie Museen und Galerien dürfen in Thüringen bald wieder besucht werden. Nur die Theater bleiben geschlossen. Das sei hart, aber konsequent, meint Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters in Weimar.
Er könne die Kritik von Ulrich Khuon an der Entscheidung, die Theater weiter geschlossen zu lassen, durchaus nachvollziehen, sagt Hasko Weber, Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, "weil es wie eine Phantasiesperre wirkt".
Andererseits sei anzuzweifeln gewesen, ob "wir bis zum Sommer wirklich Vorstellungen in geschlossenen Räumen mit vielen hundert Besuchern hinbekommen hätten".
Die Entscheidung, dass Theater auch weiterhin geschlossen bleiben, sei "natürlich sehr hart", aber "auf der anderen Seite auch konsequent".
Neu justieren und nach vorne schauen
Vielmehr müsse man sich neu justieren und nach vorne schauen. Sicher sei die Kultur bei den Diskussionen um verfassungsrechtliche Fragen "ein bisschen zu kurz gekommen", sagt Weber. Das verstehe er sogar "bis zu einem gewissen Punkt". Dennoch müsse man natürlich um die Teilhabemöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger an Kultur auch streiten und sich dafür einsetzen.
In Zeiten der bevorstehenden Lockerungen sollten wir uns alle "mit großer Aufmerksamkeit und Respekt untereinander bewegen", meint Weber. Momentan sei es ein einziges "Hilfe!"-Rufen aus allen möglichen Richtungen. Wenn nur der gehört werde, der am lautesten schreie, dann hätten wir aus der Krise nichts gelernt, unterstreicht Weber.
Abstandhalten auf der Bühne ist schwierig
In den Theatern und anderen Kulturbetrieben ergebe sich allerdings eine besondere Problematik. Es sei insofern kompliziert, "weil wir einfach auf Körperkontakt angewiesen sind, im Schauspiel genauso wie in der Oper, im Tanz. Und natürlich ist ein Orchester darauf angewiesen, unterhalb von anderthalb Metern nebeneinander zu sitzen, sonst ist es nicht musizierfähig".
Das seien Themen, die man nicht so einfach in den nächsten Tagen und Wochen lösen könne, "sondern dazu werden wir länger brauchen, unter Umständen sogar länger als bis zum 31. August", glaubt der Theaterintendant.
Das ist ein langfristiger Prozess, und wenn diese Pandemie zurückschnappt, haben wir ein riesiges Problem, nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches. Davor sollten wir uns eigentlich alle gegenseitig bewahren."
Dennoch hat Hasko Weber Hoffnung: "Die Theater sind, sobald sie können, wieder am Start. Und wir werden auch alles tun, Möglichkeiten zu finden, uns über diese Zeit kreativ und mit Lösungen auch in die Öffentlichkeit einzumischen."
(kpa)