Unerhörte Musik fürs Theater
Der Bühnenmusiker Nils Ostendorf gehört zu den gefragtesten seiner Sparte. Auch für Yael Ronens "Common Ground" hat er die Musik produziert. Dass seine Kunst von Publikum und Kritik häufig überhört wird, versteht er fast als Kompliment.
Nils Ostendorf schlägt ein paar Noten auf dem Keyboard an, dreht an Reglern und Knöpfen und schaut gebannt auf den Computerbildschirm, wo die Musik Kurven wie auf einem EKG zeichnet.
"… versuche in Geräuschen irgendwelche Töne zu hören aus denen Musik wird ... hier so'n Kratzgeräusch von der Platte. Interessiere mich für Sound, der einem Theaterabend eine Klangfarbe geben kann. Da kann man viel mit Musik machen, auch Kontraste setzen ..."
Für das Theater komponiert der gelernte Jazz-Trompeter schon seit seiner Studienzeit an der Folkwang-Schule in Essen.
"… hab' mir während des Studiums auch immer angeschaut, was die anderen machen …"
Die anderen, das waren die Kommilitonen aus den Fächern Tanz, Schauspiel oder Regie, für deren Projekte Ostendorf bald komponiert.
"War da überhaupt Musik?"
Bei einer dieser Hochschulprojekte sprach ihn ein Dramaturg an. Es folgten erste Engagements in Oberhausen, Frankfurt ,München. Dass Ostendorf schließlich in Berlin gelandet ist, hat er einem Zufall zu verdanken. Nach einem Konzert traf er auf der Rückfahrt im Zug den Chef der Schaubühne Thomas Ostermeier. Der engagierte ihn 2008 für dessen Hamlet-Inszenierung. Weitere Stücke folgten. Dass er als Bühnenmusiker in der Skala der öffentlichen Wahrnehmung meist weit hinter Regisseur, Schauspielerin und Bühnenbildner wahrgenommen wird, stört Ostendorf nicht:
"Mich stört das nicht, kratzt nicht an meinem Ego, dass viele Leute kommen aus dem Theater raus, und fragen: War da überhaupt Musik? Und zum Teil waren da 45 Minuten im ganzen Stück. Das is für mich fast ne positive Kritik."
Die Musik, die er für Yael Ronens Stück "Common Ground" komponiert, produziert und arrangiert hat, wird kein Zuschauer überhören. Dabei hat sich Ostendorf bis zum Schluss schwer mit den Wünschen der Regisseurin getan.
"Da hab ich mich lange gesträubt am Ende diese Pop-Collage aus den 90ern zu machen, aber das war Yael ganz klar, man muss sich als Zuschauer in diese Zeit versetzt sehen."
Bühnenmusik als Kontrast – das können eben auch manchmal Pop-Schnulzen als Gegenpol zu den ergreifenden Familiengeschichten aus der Belagerung Sarajewos sein wie in "Comon Ground". Die Tränen der gerührten Zuschauer, auch sie kann Ostendorf als positive Kritik für sich verbuchen.