Ein Palästinensermädchen bringt Merkel aus dem Konzept
Dieses Video bewegt die sozialen Netzwerke: Bei einem Bürgerdialog spricht Angela Merkel über die deutsche Flüchtlingspolitik - da bricht ein kleines Mädchen aus dem Libanon in Tränen aus.
"Also es ist sehr unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben genießen können und man das selber nicht mitgenießen kann."
Es ist der emotionalste Satz in einem bewegenden Video. Im Internet kursierten am Nachmittag mehrere Versionen des Filmes. Eine kurze, vielleicht etwas verkürzte Version. Und längere Versionen, die den Kontext der Ereignisse etwas verständlicher machen.
In dem Video spricht die Kanzlerin mit einer palästinensischen Schülerin, die aus dem Libanon stammt.
"Ich bin mit meiner ganzen Familie hergekommen. Mein Vater hat früher als Schweißer gearbeitet. Und jetzt hier in Deutschland, weil wir immer noch nicht die Aufenthaltsgenehmigung haben, kann er nicht arbeiten."
Angela Merkel steht in einer Schulturnhalle in Rostock, vor ihr rund 30 Schüler, zwischen 14 und 17 Jahren alt, sie sitzen auf mehreren Bänken. Die Kanzlerin spricht in dem Video mit der Schülerin Reem. Zunächst geht es unter anderem um ihre Sprachkenntnisse, Alltägliches. Dann:
Merkel: "Also Ihr habt keinen genehmigten Asylantrag?"
Schülerin: "Also wir haben jetzt gerade in letzter Zeit eine schwere Zeit gehabt, weil wir kurz davor waren abgeschoben zu werden. Und mir ging es hier in der Schule richtig schlecht."
Merkel: "Ihr solltet wieder zurück in den Libanon?"
Schülerin: "Ja genau."
Merkel: "Was ist jetzt passiert?"
Schülerin: "Jetzt ist erst mal eine Genehmigung da."
Merkel hört sich das an. Fragt noch öfter nach. Und sagt dann: Man müsse bei Asylanträgen prüfen, ob diese berechtigt seien. Natürlich sei es schwierig, wenn sich so eine Prüfung über Jahre hinziehe. Wenn man jahrelang in der Schule gewesen sei und dann womöglich abgeschoben werde. Man wolle die Asylverfahren in Zukunft beschleunigen.
Schülerin: "Ich bin ja jetzt hier, lebe zwar, aber ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht. Solange ich nicht wirklich weiß, dass ich hier bleiben kann."
Merkel: "Nein ist klar, deshalb muss das jetzt einer Entscheidung zugeführt werden."
Schülerin: "Weil, ich habe ja auch Ziele. So wie jeder andere. Ich möchte studieren. Also es ist sehr unangenehm zuzusehen, wie andere das Leben genießen können und man das selber nicht mitgenießen kann."
Dann sagt Merkel:
"Ich verstehe das. Das ist manchmal auch hart. Politik. So wenn Du jetzt vor mir stehst. Bist ja ein unheimlich sympathischer Mensch. Aber Du weißt auch: In den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon gibt es noch Tausende und Tausende. Und wenn wir jetzt sagen: Ihr könnt alle kommen. Ihr könnt alle aus Afrika kommen. Das können wir auch nicht schaffen."
Jetzt schaltet sich im Video der Moderator ein.
Moderator: "Wäre doch schön, wenn Sie das Gesicht von Reem dann mitnehmen in Zukunft. Und jedes Mal wenn Sie über das beschleunigte Verfahren reden, rufen Sie sich noch mal das nette Gesicht ins Gedächtnis."
Merkel spricht noch einmal über diese Pläne. Sie ist jetzt ganz Politikerin.
Merkel: "Na ich denke, dass wir innerhalb eines Jahres jetzt all die Fälle."
Merkel stockt. Sie schaut. Ihre Gesichtszüge werden etwas weicher. Reem weint. Merkel geht zu ihr. Beugt sich herunter.
Merkel: "Du hast das doch prima gemacht."
Moderator: "Ich glaube nicht, Frau Bundeskanzlerin, dass es da ums Primamachen geht. Sondern dass das eine sehr belastende Situation ist."
Merkel: "Das weiß ich. Und deshalb möchte ich sie trotzdem einmal streicheln. Weil du ganz toll dargestellt hast für viele, viele andere in welche Situation man kommen kann."
Merkel legt ihre Hand auf die Schulter des Mädchens. Es weint weiterhin.
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