"Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele"
Christian Skrodzki ist Unternehmer, überzeugter Genossenschaftler und ein grundoptimistisches Energiebündel. Über seine Heimat hinaus bekannt wurde er, weil er mit Hilfe einer Bürgergenossenschaft den verfallenen Bahnhof in Leutkirch sanierte.
In Leutkirch im Allgäu kennt ihn jeder: Der Unternehmer Christian Skrodzki glaubt an das Modell der Genossenschaft. Deshalb initiiert er 2009 mit Hilfe einer Bürgergenossenschaft die Renovierung des verfallenen Bahnhofs seiner Heimatstadt. Sein Erfolgsrezept:
"Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele."
Der "Bürgerbahnhof" im Allgäu hat bundesweites Interesse hervorgerufen. Skrodzki erhielt für sein Engagement mehrere Auszeichnungen; der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann bezeichnet es als "Leuchtturm für bürgerschaftliches Engagement". 2009 kam die Idee auf, das marode Bahnhofsgebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht abzureißen, sondern zu renovieren.
Es dauerte vier Jahre bis Skrodzki mit seiner Idee eine Bürgergenossenschaft zur Renovierung des Bahnhofes durchdrang. Am Ende kamen über 1,1 Millionen Euro zusammen und über 650 Bürger beteiligten sich:
"Man könnte ja meinen und das hatte ich am Anfang auch so einkalkuliert, dass diejenigen, die mehr Geld besitzen – und da haben wir im Allgäu durchaus viele –, dass die sich über Maßen einbringen werden. Ich habe aber festgestellt, dass es so gar nicht ist, es sind überproportional eher ganz gewöhnliche Leute, die sicherlich ein ganz normales Einkommen haben. Es sind sogar Babys dabei gewesen, weil Großväter und Großmütter für ihre Enkel ein Teil gekauft haben."
Die meisten beteiligten sich mit circa 1.000 Euro. Als Bankkaufmann habe er anfangs versucht, Menschen mit der Aussicht auf Euros – sprich einer Dividende – zum Mitmachen zu bringen. Eine falsche Einschätzung wie er heute weiß:
"Es geht darum, etwas gemeinsam für die Stadt zu tun"
"Es geht nicht ums Geld, es hat bis zum heutigen Tag niemand nach der Dividende gefragt. Es geht darum, etwas gemeinsam für die Stadt zu tun, für die Heimat und letztendlich auch Gemeinschaft zu erleben."
Auch nach sechs Jahren sei der Bahnhof mit keinem einzigen Graffito besprüht worden. Das Projekt habe das Selbstbewusstsein der Leute verändert.
"Es braucht Beziehungen und Wurzeln für das Projekt", meint Skrodzki ansonsten funktioniere es nicht. Auch die kommunale Verwaltung müsse mitmachen.
Inzwischen gibt es ein zweites vergleichbares Projekt in Leutkirch: Eine alte Brauerei wird derzeit in eine "Genussmanufaktur" verwandelt. Dort sollen künftig bis zu zehn Kunsthandwerker ihre Produkte anbieten, Bier gebraut, Schnaps gebrannt und eine Ölmühle eröffnet werden. Das Interesse ist so groß, dass es inzwischen Wartelisten für interessierte Anteilsnehmer gibt.