Bürgermeister zu Corona-Beschlüssen

Unklare Signale statt guter Führung

06:46 Minuten
Dirk Neubauer im Porträt
Je klarer die Entscheidungen, desto höher die Zustimmung, sagt Bürgermeister Dirk Neubauer. © imago /Eventpress/Stauffenberg
Dirk Neubauer im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Strengere Corona-Maßnahmen erst ab 28. Dezember: Was Bund und Länder angesichts von Omikron beschlossen haben, findet Dirk Neubauer "zu wenig". Der Bürgermeister von Augustusburg befürchtet, dass der Widerstand nun noch wächst.
Die Warnungen aus der Wissenschaft vor der Virusvariante Omikron werden lauter. Doch mehr Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens sollen erst nach Weihnachten kommen: Das haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten beschlossen.
Demnach dürfen sich ab 28. Dezember Geimpfte und Genesene maximal zu zehnt treffen. Sobald eine ungeimpfte Person dabei ist, darf ein Haushalt nur noch mit zwei weiteren Personen zusammenkommen. Großveranstaltungen finden ohne Publikum statt, Clubs und Diskotheken müssen schließen.

Die Ampel flackert

"Zu wenig!", kommentiert Dirk Neubauer die Beschlüsse. Der Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Augustusburg ist über ein "Deja-vu-Erlebnis" verärgert: "Ich glaube, dass wir nicht wirklich lernen. Wenn wir bei dem Bild der Ampel bleiben, hätte ich mir ein klares Signal gewünscht, und das ist nun mal Grün, Gelb oder Rot – und das flackert gerade."
Immer gebe es etwas, das davon abhalte, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Jetzt sei es Weihnachten. Die "unklaren Signale", so seine Befürchtung, könnten den "Widerstand" gegen die Maßnahmen noch füttern: Viele Menschen wünschten sich Führung und seien völlig verunsichert.

Ich glaube, dass die Menschen ein größeres Problem damit haben, dass sie jetzt wieder nicht nachvollziehen können, warum wir auf der Bremse stehen. Irgendwann verscherzt man es sich dann mit allen.

Dirk Neubauer, Bürgermeister von Augustusburg

Der Bürgermeister hätte sich nach eigener Aussage gewünscht, dass Bund und Länder auf die Forderung des Robert Koch-Instituts gehört hätten, wonach sofortige Kontaktbeschränkungen notwendig seien. Jetzt aber gehe es "so halbseiden" weiter.
Angesichts des Wissens über die Virusvariante Omikron fordert er: "Wir müssen jetzt endlich konsequent und klar nachvollziehbar handeln."

Mehr Impfungen als gesellschaftliche Aufgabe

Im Hinblick auf das Impfen und eine mögliche Impfpflicht wünscht sich Neubauer, dass mehr Stadtoberhäupter und Bürgermeisterinnen klarer Position dazu bezögen. Daran würden sich die Menschen ausrichten, dafür oder dagegen. So entstehe ein Diskurs, sagt Neubauer:
"Diesen Diskurs in der Gesellschaft brauchen wir. Es ist nicht eine politische Aufgabe, die Menschen jetzt zum Impfen zu treiben, sondern es ist eine gesellschaftliche Aufgabe."
(bth)
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