"Die Leute müssen zu Hause bleiben"
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Kritik an den Maßnahmen gegen die Pandemie äußert Armin König, der Bürgermeister der Stadt Illingen. Der CDU-Politiker sieht die 46- bis 64-jährigen Berufstätigen, die noch auf der Arbeit seien, als Problemgruppe an.
Im November schrieb der CDU-Politiker Armin König einen "Brandbrief" an die Bundeskanzlerin, um sich über die Lockdown-Maßnahmen und ihre Umsetzung vor Ort zu beschweren. König ist seit bald 25 Jahren Bürgermeister der saarländischen Stadt Illingen. Danach telefonierte er eine Weile "über alles, was anliegt" mit einer Abteilungsleiterin im Kanzleramt.
Nun müsste der Bürgermeister eigentlich bald wieder einen Brief an Angela Merkel schreiben, denn er ist unzufrieden und stellt auch wachsenden Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern fest.
"In den letzten drei Wochen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass wir in eine Sackgasse reinsteuern", sagt König. "Ich glaube, dass nicht alle Maßnahmen richtig sind und dass wir mit diesen großen Besen nicht weiterkommen, wir müssen vielmehr kleinräumige Maßnahmen machen."
Ballungen in Discountern
In Illingen sehe zum Beispiel niemand ein, "dass wir bei einer Inzidenz von 80 in kleinräumigen Gebieten wie bei uns die kleinen Geschäfte alle geschlossen haben, während bei den Discountern und großen Einkaufsmärkten durch das Schwerpunktprinzip alles eingekauft werden kann." Dort käme es zu Ballungen von Leuten, das verstehe niemand.
Nach Königs Meinung sei es viel wichtiger, mit Digitalisierung und Tracing systematisch in die Cloud-Verfolgung zu gehen, wo als problematisch erkannte Gruppen seien: "Da ist zum Beispiel die große Gruppe der mittleren Jahrgänge von 46 bis 64, das sind anscheinend diejenigen, die auf der Arbeit sind. Das ist bisher systematisch nicht betrachtet worden, und solange wir das nicht tun, werden wir leider Ansteckungen haben."
König fordert verbindliche Regelungen: "Das muss geklärt werden und die Leute müssen zu Hause bleiben." Der Arbeitsplatz sei einer der ganz wesentlichen Punkte, um Ansteckungen zu verhindern.
Der Illinger Bürgermeister gibt ein persönliches Beispiel: "Meine Chefsekretärin war auch betroffen, ich habe fünf Minuten vor einer Sitzung davon erfahren und mich dann eine Woche lang herausgezogen. Ich hätte in dieser Woche 140 Kontakte gehabt und die weiter anstecken können, wenn ich positiv gewesen wäre. Das zeigt, welches Ansteckungspotenzial darin steckt."
(cre)