Frauen in der Kommunalpolitik
Eliza Diekmann ist seit 2020 Bürgermeisterin der westfälischen Stadt Coesfeld. © Stefan Finger
Warum es so wenig Bürgermeisterinnen gibt
06:42 Minuten
Der Anteil von Frauen unter den deutschen BürgermeisterInnen liegt bei nur neun Prozent. Eliza Diekmann ist eine von ihnen. 2020 trat sie vor allem aus Trotz zur Wahl an, heute ist das Amt für sie ein Traumberuf.
Weil der Anteil von Frauen in der Kommunalpolitik noch geringer ist als in den Landtagen und im Bundestag, veranstaltet der Deutsche Städte- und Gemeindebund nun bereits den zweiten Frauenkongress. Nur jedes elfte Rathaus wird in Deutschland von einer Frau geführt.
Eliza Diekmann hält solche Kongresse, die sich speziell an Frauen richten, so lange für notwendig, bis das Problem gelöst ist. Sie lebt in Coesfeld in Nordrhein-Westfalen und ist eine der wenigen Bürgermeisterinnen.
„Als Frau wird man intensiver bewertet"
Diekmann erklärt den geringen Frauenanteil damit, dass man auf Kommunalebene viel unmittelbarer als öffentliche Person greifbar sei: „Wenn ich hier vor die Tür gehe mit meinen Kindern morgens in den Kindergarten oder in die Schule fahre, dann habe ich schon die ersten Gespräche: Ich werde beobachtet und ich kriege auch schon die ersten Argumente vor die Stirn geklatscht.“
Das sei anstrengend und belastend: „Als Frau wird man vielleicht auch noch einmal intensiver bewertet“, sagt Diekmann. Dazu die vielen Abendsitzungen, die ebenfalls sehr männerdominiert seien: „Da fühlen wir uns dann vielleicht auch noch nicht wirklich wohl“, sagt Diekmann.
Auch Männer sollten über Vereinbarkeit sprechen
Zwar nerve es sie, als Frau stets auf ihre Kinder und die Fragen der Vereinbarkeit angesprochen zu werden. Es sei dennoch wichtig, darüber zu sprechen. Um andere zu inspirieren, oder auch, um gegenseitig Tipps auszutauschen: „Ich würde mir wünschen, dass wir auch die Männer dazu befragen. Das ist doch für Männer und Frauen spannend, wie es denen geht, denn die haben die gleichen Probleme, morgens ,Tschüss’ zu sagen am Kindergarten und zur Arbeit zu gehen. Da wird wahrscheinlich auch das Herz ein kleines bisschen brechen“, sagt Diekmann.
Genug Biss für eine Gegenkandidatur
Als parteilose Kandidatin sei sie 2020 vor allem aus Trotz angetreten, weil es damals nur einen Kandidaten gegeben habe. „Das ist doch keine demokratische Wahl ohne Gegenkandidat“, sagte sich Diekmann. Vor Ort sei erfolglos eine Frau gesucht worden: „Die haben einfach nicht genug Biss“, habe man damals gesagt.
Das wollte Diekmann nicht auf sich sitzen lassen. Sie hat die Wahl mit 67 Prozent der Stimmen gewonnen. Das Amt sei „besser als jede Geschäftsführung“ und nah am Leben, also „eigentlich ein Traumberuf“, sagt Diekmann heute.
(sed)