Holzhaus unterm Hammer
Das Holzhaus der amerikanischen Bürgerrechtlerin Rosa Parks stand ursprünglich in Detroit, wurde von einem Künstler nach Berlin geholt und dort in einem Hinterhof aufgebaut. Nun ist es wieder in New York City – und soll versteigert werden.
Die weiße Farbe blättert ab, die Holzlatten haben schon viel Wetter aushalten müssen. Die Fotos im Versteigerungsprospekt sind nicht mit denen aus einer Immobilienanzeige zu verwechseln. Hier geht es nicht um eine hübsche Fassade, sondern um genau die Geschichte, die man meint angesichts abblätternder Farbe fast spüren zu können.
Das Haus sei symbolträchtig, weil es Rosa Parks Schutz geboten habe, als ihr aus Teilen der Bevölkerung Hass entgegenschlug, sagt Arlan Ettinger, Chef der Auktionshauses Guernsey's. Heute ist Rosa Parks eine der beliebtesten Amerikanerinnen des 20. Jahrhunderts, doch vor 60 Jahren sah das anders aus. Berühmt wurde sie, weil sie sich 1955 weigerte, ihren Platz in einem Bus für einen weißen Mann zu räumen. Damit verstieß sie gegen die Gesetze zur Rassentrennung, die damals in der Stadt Montgomery, ganz Alabama und weiten Teilen der USA herrschten.
"Nach dem Vorfall mit dem Bus war sie kurz im Gefängnis, dann tat sie sich mit Martin Luther King zusammen, um ein Folgeevent zu organisieren, den Montgomery Bus Boycott. Zu der Zeit bekam sie Todesdrohungen und ihr Leben war mehr und mehr in Gefahr."
Parks flüchtete aus den Südstaaten nach Norden, nach Detroit. Dort lebte ihre Familie. Sie fand Unterschlupf im Haus ihres Bruders - dem Haus, das jetzt versteigert wird. Über die Jahre war es verfallen, sollte abgerissen werden. Doch dann kaufte eine Nichte von Rosa Parks das Holzhaus - für gerade einmal 500 Dollar. Sie konnte aber keine Investoren überzeugen, das Haus als Gedenkstätte zu retten. Schließlich übergab sie es an den in Berlin lebenden Künstler Ryan Mendoza. Der baute es Stück für Stück in Detroit ab und in Berlin wieder auf. Und zeigte sich entsetzt, dass sich in den USA anscheinend niemand für dieses Stück Geschichte interessiert.
Mendoza will die Amerikaner wütend machen
Ryan Mendoza: "Ich habe an Michelle Obama geschrieben, die 'New York Times' hat über das Haus geschrieben. Aber ich habe keine einzige Kultureinrichtung gefunden, die sich für das Haus interessiert hätte."
Interesse an dem Haus zu wecken, ist ihm auf jeden Fall gelungen. Internationale Medien haben darüber berichtet - von BBC über Al Jazeera bis zu amerikanischen Fernsehsendern. Mendozas Hoffnung: Dass seine Landsleute verstehen, was sie an dem Haus haben.
"Natürlich sollte es in Amerika stehen. Aber ich weiß nicht, ob ich die Amerikaner so wütend machen kann, dass sie das Haus zurückwollen. Ich wünschte mir, es wäre eine Art Geisel, aber dafür müsste es jemand geben, der bereit wäre, Lösegeld zu zahlen."
Dieses Lösegeld beträgt eine Million Dollar. Das ist der Mindestpreis, den die Auktionatorin morgen verlangen wird. Der Erlös der Auktion geht zur Hälfte an die Familie und deren Stiftung, zur anderen Hälfte an den Künstler. Der Käufer bekommt nicht nur das in Einzelteile zerlegte Haus:
Arlan Ettinger: "Mit dem Haus kommt eine sehr detaillierte Anleitung, geschrieben von Ingenieuren und Architekten, und es gibt auch Freiwillige, die beim Wiederaufbau helfen. Also man muss keine Angst haben, meine Güte, wenn ich das kaufe, was dann? Wo gehört diese Holzteil hin, wo diese Tür? Es gibt Hilfe, damit es vernünftig gemacht wird."
Das Haus kann in alle Welt verschifft werden
Kaufinteressenten gibt es wohl. Vielleicht springt die Stiftung von Warren Buffets Sohn Howard Buffett wieder ein. Die hatte auch schon den Nachlass von Rosa Parks von Guernsey's gekauft und einem Museum zur Verfügung gestellt. Guernsey's Chef Arlan Ettinger würde sich zwar wünschen, dass sich dies bei der Versteigerung des Hauses wiederholt, aber er kann nicht garantieren, dass das Haus in den USA bleibt.
"Im Moment ist das Haus außerhalb von New York in zwei Lkw-Anhängern eingelagert. Aber es kann leicht in Container verladen und dann sehr ökonomisch in die ganze Welt versandt werden."