Bürgerstiftung für Opernneubau in Frankfurt

"Die Nachkriegsmoderne steht zur Diskussion"

Zu sehen ist die Frankfurter Oper.
Frankfurts Schauspiel und Oper sind in einer 1963 gebauten Theater-Doppelanlage untergebracht. Sie gilt als eine der größten in Europa, ist jedoch dringend sanierungsbedürftig. © Arne Dedert / dpa
Ina Hartwig im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
Frankfurts Städtische Bühnen sind marode. Bürger der Stadt wollen nun über eine Stiftung 50 Millionen Euro aufbringen, um Oper und Schauspiel neu zu bauen. Die Kulturdezernentin Ina Hartwig begrüßt die Initiative.
In Frankfurt wollen Bürger eine Stiftung gründen, um die Zukunft der Städtischen Bühnen zu gestalten. Die Stiftung soll 50 Millionen Euro aufbringen - für einen Neubau von Oper und Schauspiel. Die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig freut sich über solch bürgerschaftliches Engagement. Sie sieht eine Sanierungswelle auf Städte wie Frankfurt, Stuttgart, Köln und Düsseldorf zukommen.

Aufbruch in die sich demokratisierende Moderne

"Die sanierungsbedürftige Nachkriegsmoderne steht zur Diskussion", sagte Hartwig im Deutschlandfunk Kultur: "Diskussion möchte ich gerne unterstreichen, denn es handelt sich um eine Bautradition, die verbunden ist mit einer sehr gelungenen Geschichtsschicht unserer Republik. Das war der Aufbruch in die sich demokratisierende Moderne. In den Städtischen Häusern hat die ästhetische Erziehung der Stadtgesellschaften stattgefunden."
Zum Vorschlag der Bürgerinitiative, das alte Schauspiel zu rekonstruieren und die Oper an einem neuen Standort zu bauen, sagte Hartwig: "Wir haben eine Stabsstelle zur Zukunft der Städtischen Bühnen auf den Weg gebracht, die einen geordneten Prüfungsprozess durchführt. In diesen werden wir den Vorschlag der Bürgerstiftung einbringen." Mindestens eine Bühne werde am jetzigen Standort am Willy-Brandt-Platz bleiben, betonte Hartwig.

"Rekonstruiert haben wir in Frankfurt erst mal genug"

"Die Rekonstruktion des Schauspiels von 1902 kommt für mich überhaupt nicht in Frage", sagt sie. Dafür gebe es keine überzeugenden Argumente: "Rekonstruiert haben wir in Frankfurt jetzt erst mal genug." Hartwig sieht grundsätzlichen Bedarf, den Umgang mit dem Erbe der Nachkriegsmoderne zu klären. In den letzten zehn, zwanzig Jahren habe man sich in der alten Bundesrepublik immer mehr mit den Bauten der 50er- und 60er-Jahre angefreundet, betonte sie: "Das betrifft natürlich auch den Bau der Doppelanlage von 1963 in erheblichem Maße."
Für Hartwig beginnt hier ein Diskussionsprozess: "Mit welcher Tradition möchte man brechen, an welche anknüpfen? Wie lässt sich die Tradition des 60er-Jahre-Baus womöglich übertragen ins 21. Jahrhundert, in ein Theater der Zukunft, in eine Oper der Zukunft?"
Zu sehen ist das Frankfurter Schauspiel.
Schon seit Längerem wird in Frankfurt über die Zukunft der maroden Städtischen Bühnenanlage diskutiert.© Arne Dedert / dpa
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