Bulgarisches RSO in Warna

Hirtenflöte am Schwarzmeerstrand

Moderation: Volker Michael |
Musik von und mit Theodosii Spassov: Ein neues Konzert für die Hirtenflöte Kaval, Klarinette und Orchester steht im Mittelpunkt dieses Festivalabends an der bulgarischen Schwarzmeerküste.
Ganz im Zeichen des Tanzes verläuft dieser Abend. Das Bulgarische Nationale Radio-Sinfonieorchester hat damit seinen Beitrag zum Internationalen Warna Sommerfestival geleistet. Es ist ein unterhaltsames und beschwingtes Programm, das der Bulgarische Rundfunk am 5. Juli in der Halle 1 des Warna-Festival- und Kongresszentrums aufgenommen hat.

Beeindruckende Biografie

Am Beginn stehen die Thrakischen Tänze für Orchester von Petko Staynov. Er war einer der wichtigsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts in Bulgarien, mit einer beeindruckenden Biografie. Er stammte aus dem zentralen Ort Kasanlak im berühmten Rosental, erblindete als Kind nach und nach vollständig - und entdeckte dann sein musikalisches Talent.
Er studierte in Sofia, Braunschweig und in Dresden. Er konzertierte und besuchte Museen und ließ sich von seinem Bruder und seiner Jugendfreundin, die später seine Frau werden sollte, die Gemälde beschreiben. 1925 kehrte er für immer nach Bulgarien zurück, um sich seinem Komponieren, aber auch der Förderung der Musikbildung in Bulgarien zu widmen.
Sein erstes großes Werk dieser Zeit waren die Thrakischen Tänze, die zu seinen populärsten Werken gehören. Hierin verwendet Staynov Zitate bulgarischer Volkstänze, eine Technik, der er später nicht mehr folgen sollte. Der vierte Tanz Rachenitsa ist international relativ bekannt.

Grenzgänger mit der Kaval

Theodosii Spassov hat sich einen Namen als Grenzgänger zwischen den Genres Jazz, Folk und klassischer Orchestermusik gemacht. Ein Instrument der Volksmusik, die Hirtenflöte Kaval, konnte er als ernstzunehmendes Instrument der internationalen Musikszene jenseits der Folklore-Klischees etablieren.
Für dieses Festivalkonzert in Warna hat er ein neues Werk für Kaval, Klarinette und Orchester geschrieben, ein brillantes Konzertstück - die beiden Soloinstrumente wirken darin eng umschlungen an einem beeindruckend virtuosen Klangstrom, mit einem lyrischen Mittelsatz, ganz im Sinne der klassischen Formgestaltung.

Neue Volksmusik

Weiter gen Norden blicken die bulgarischen Radio-Symphoniker bei den Werken im zweiten Teil ihres Warna-Programms. Sie spielen die anspruchsvollen "Tänze aus Galánta" des ungarischen Komponisten Zoltán Kodály und vier der Slawischen Tänze von Antonín Dvořák. Letztere sind im Wesentlichen tschechische Tänze und genauso eine Stilisierung und Neuschöpfung von Volksmusik wie auch die vielen anderen Tanzwerke dieses Abends und der gesamten Konzertliteratur von Brahms und Liszt bis Rachmaninow.
Der Dirigent Mark Kadin leitet das Krasnojarsker Symphonieorchester bei einem Open-Air-Konzert
Der Dirigent Mark Kadin leitet das Krasnojarsker Symphonieorchester bei einem Open-Air-Konzert.© Website Mark Kadin
Warna Internationales Sommerfestival
Festival- und Kongresszentrum Warna
Aufzeichnung vom 5. Juli 2018
Petko Staynov
Thrakische Tänze
Theodosii Spassov
Konzert für Kaval, Klarinette und Orchester
Zoltán Kodály
Tänze aus Galánta
Antonín Dvořák
Vier Slawische Tänze aus op. 46 und op. 72

Theodosii Spassov, Kaval
Ilian Iliev, Klarinette
Bulgarisches Nationales Radio-Symphonie-Orchester
Leitung: Mark Kadin

im Anschluss:
Pancho Vladigerov
Traumspielsuite

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Horia Andreescu