Bund der Energieverbraucher kritisiert Preistreiberei der Konzerne
Der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, gibt den Stromkonzernen die Hauptschuld für die steigenden Preise. Die Unternehmen wollten ihre Gewinne erhöhen und nicht etwa die Kosten der Energiewende begleichen.
Nana Brink: Das war doch klar, oder? Pünktlich zum Beginn der Osterferien klettern die Spritpreise auf neue Rekordhöhen. 1,70 kostet der Liter Super. Dazu muss man wissen, von jedem Liter Benzin gehen zirka 1,30 an den Staat. Wer ist da nun der Preistreiber? Die Politik, die zwei Drittel des Spritpreises bestimmt, oder die Mineralölkonzerne, die die Preise scheinbar erhöhen, wie sie wollen? Und was kostet uns in diesem Zusammenhang eigentlich die Energiewende? Einer, der sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt, ist Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Einen schönen guten Morgen, Herr Peters!
Aribert Peters: Guten Morgen, Frau Brink!
Brink: Die Preise an den Tankstellen machen Autofahren zum Luxusvergnügen, und ganz allgemein der Preis für die Energie, die ein Haushalt mit vier Personen verbraucht, ist um 35 Prozent gestiegen seit 2007. Warum steigen die Preise unaufhörlich?
Peters: Das hat zwei Ursachen. Zum einen wird Energie knapp, die fossilen Energien werden knapp. Man merkt es an den Tankstellen. Und zum zweiten sind natürlich auch die Stromkonzerne, die dann noch mal kräftig eins draufsatteln und den Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen, obwohl es dafür keinen sachlichen Grund gibt. Bei den Strompreisen ganz deutlich zu sehen: Früher, vor 2008, kostete der Strom noch 16 Cent, heute kostet er fast 26 Cent. Das sind nicht die Kosten der Energiewende, die gab es nämlich während der Zeit noch gar nicht, sondern das sind einfach erhöhte Gewinne, die sich die Konzerne in die Tasche stecken.
Brink: Und wo buchen Sie da den Staat ein, der ja auch kräftig zulangt, zum Beispiel an der Tankstelle?
Peters: Der Staat hat da Fehler gemacht, der Staat zum Beispiel erlaubt es, dass die Kosten der erneuerbaren Energien ungleich verteilt werden, dass die Großindustrie nichts mehr zahlt. Da ist der Staat sicher auch mitschuldig. Der Staat hätte anders reagieren können und hätte damit die Belastung für Verbraucher geringer halten können. Trotzdem kann der Staat die Kosten der Verknappung fossiler Energien dem Verbraucher nicht erlassen, indem er zum Beispiel die Steuern vermindert. Das geht nicht, da ist der Staat schnell pleite. Oder wir müssten die ausfallenden Steuergelder woanders zahlen.
Brink: Also ist es nicht einfach, zu sagen, wo sind die Preistreiber und wo die Schuldigen?
Peters: Also, die Preistreiber sind schon auch die Konzerne vor allen Dingen. Aber die fossilen Energien werden knapp, und das treibt die Preise auch nach oben, das muss man einfach sehen. Und die Energiewende ist die Antwort auf diese Frage und nicht das Problem.
Brink: Wir führen ja gerade hier im Deutschlandradio Kultur eine Diskussion über die Kosten der Energiewende, und das sagte gestern Stefan Kohler, Geschäftsführer der deutschen Energieagentur hier in der Ortszeit:
Stefan Kohler: Auf der einen Seite sind es die Ölpreise, auf der anderen Seite führen wir ja auch die Energiewende durch. Also wir investieren zum Beispiel in neue Stromnetze. Wir investieren in den Ausbau von regenerativen Energiequellen, was auch den Strompreis erhöht. Aber ich finde, das sind Zukunftsinvestitionen, die wir heute tätigen. Dadurch wird zwar der Strompreis höher, aber langfristig machen wir uns von fossilen Energieträgern und nuklearen Energieträgern unabhängig, und das ist eine Zukunftsinvestition.
Brink: Hat er recht?
Peters: Er hat nicht recht, weil die Hauptpreistreiber sind tatsächlich die Stromlieferanten, das kann man auch nachweisen. Dass natürlich wir in die Zukunft investieren wollen, selbst wenn wir keine Energiewende machen würden, müssten wir ja auch in neue Stromnetze und neue Kraftwerke investieren. Und das würde auch Geld kosten. Das kann man also nicht als Energiewende bezeichnen, wenn das Energiesystem erneuert wird. Energiewende heißt, dass wir das eben nicht auf fossile Energien ausrichten, weil das noch teurer würde, sondern auf erneuerbare Energien.
Brink: Also es gibt einen ganz klaren Zusammenhang zwischen steigenden Preisen und Energiewende, nach dem Motto: Unterm Strich ist es nicht umsonst zu haben.
Peters: Nein. Die Energiewende ist die Lösung des Problems und verursacht nicht das Problem. Denn wenn wir die Energiewende nicht hätten, würde es noch viel schneller viel teurer werden.
Brink: Als Verbraucher ist man da aber ja trotzdem ziemlich hilflos, denn man muss ja heizen, und ein Auto hätte man auch meistens gerne. Was rät denn der Bund der Energieverbraucher in diesem Zusammenhang?
Peters: Preise vergleichen, Stromanbieter wechseln und sich drauf einstellen, dass die Energie schnell noch viel teurer wird und also strukturell dämmen, neue Heizungen einsetzen und sich darauf einstellen, dass die steigenden Energiepreise kein vorübergehendes Problem sind, sondern ein Dauerproblem.
Brink: Gibt es da irgendwie eine Begrenzung nach oben oder auf was müssen wir uns einstellen?
Peters: Nein, es gibt eben leider keine Begrenzung nach oben, denn wenn fossile Energieträger knapp werden, dann werden die Preise so lange nach oben steigen, bis die Verfügbarkeit der Nachfrage entspricht. Und das heißt, die Nachfrage wird durch die hohen Preise begrenzt, weil eben die Verfügbarkeit nicht da ist. Das ist das Problem. Das heißt, wir müssen einfach vom Öl weg. Und das muss uns allen klar werden. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe und die wird eben von der Bundesregierung viel zu wenig angegangen. Da geht es um Wärmedämmung von Häusern, wo nicht investiert wird, wo die Steuerzuschüsse gekürzt werden. Da geht es darum auch, dass zum Beispiel die Flugpreise steigen und da geht es auch darum, dass natürlich das Bremsen des Wirtschaftswachstums auch zu Verteilungsproblemen führen wird, weil sich gerade die ärmeren Schichten eben die Energie dann nicht mehr leisten können.
Brink: Sagt denn die Politik da nicht ganz klar: Das wird uns was kosten, und zwar ganz schön heftig?
Peters: Ja, das ist auch richtig. Natürlich wird das was kosten. Und dann stellt sich strukturell das Problem, wie ist der Reichtum und wo verteilt in unserer Gesellschaft. Weil die Ärmeren sind dann gekniffen, und die Leute, die eben das ganze Vermögen haben, die lachen. Und das wird dann in unserer Gesellschaft zu Brüchen führen. Und das ist das Problem, um das wir auch nicht drum herum kommen. Diese Frage wird sich viel schärfer noch stellen.
Brink: Und wie beantworten Sie sie, was fordern Sie?
Peters: Wir fordern, dass man dann über die Verteilung von Reichtum und von Einkommen in unserer Gesellschaft neu nachdenken muss. Das ist die Frage. Die ist unumgänglich, die wird sich in dem Zusammenhang stellen. Neben der Frage, wie wir mit Energie viel effizienter umgehen.
Brink: Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Schönen Dank, Herr Peters!
Peters: Ich danke Ihnen, Frau Brink, und wünsche einen schönen Tag. Tschüss!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Aribert Peters: Guten Morgen, Frau Brink!
Brink: Die Preise an den Tankstellen machen Autofahren zum Luxusvergnügen, und ganz allgemein der Preis für die Energie, die ein Haushalt mit vier Personen verbraucht, ist um 35 Prozent gestiegen seit 2007. Warum steigen die Preise unaufhörlich?
Peters: Das hat zwei Ursachen. Zum einen wird Energie knapp, die fossilen Energien werden knapp. Man merkt es an den Tankstellen. Und zum zweiten sind natürlich auch die Stromkonzerne, die dann noch mal kräftig eins draufsatteln und den Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen, obwohl es dafür keinen sachlichen Grund gibt. Bei den Strompreisen ganz deutlich zu sehen: Früher, vor 2008, kostete der Strom noch 16 Cent, heute kostet er fast 26 Cent. Das sind nicht die Kosten der Energiewende, die gab es nämlich während der Zeit noch gar nicht, sondern das sind einfach erhöhte Gewinne, die sich die Konzerne in die Tasche stecken.
Brink: Und wo buchen Sie da den Staat ein, der ja auch kräftig zulangt, zum Beispiel an der Tankstelle?
Peters: Der Staat hat da Fehler gemacht, der Staat zum Beispiel erlaubt es, dass die Kosten der erneuerbaren Energien ungleich verteilt werden, dass die Großindustrie nichts mehr zahlt. Da ist der Staat sicher auch mitschuldig. Der Staat hätte anders reagieren können und hätte damit die Belastung für Verbraucher geringer halten können. Trotzdem kann der Staat die Kosten der Verknappung fossiler Energien dem Verbraucher nicht erlassen, indem er zum Beispiel die Steuern vermindert. Das geht nicht, da ist der Staat schnell pleite. Oder wir müssten die ausfallenden Steuergelder woanders zahlen.
Brink: Also ist es nicht einfach, zu sagen, wo sind die Preistreiber und wo die Schuldigen?
Peters: Also, die Preistreiber sind schon auch die Konzerne vor allen Dingen. Aber die fossilen Energien werden knapp, und das treibt die Preise auch nach oben, das muss man einfach sehen. Und die Energiewende ist die Antwort auf diese Frage und nicht das Problem.
Brink: Wir führen ja gerade hier im Deutschlandradio Kultur eine Diskussion über die Kosten der Energiewende, und das sagte gestern Stefan Kohler, Geschäftsführer der deutschen Energieagentur hier in der Ortszeit:
Stefan Kohler: Auf der einen Seite sind es die Ölpreise, auf der anderen Seite führen wir ja auch die Energiewende durch. Also wir investieren zum Beispiel in neue Stromnetze. Wir investieren in den Ausbau von regenerativen Energiequellen, was auch den Strompreis erhöht. Aber ich finde, das sind Zukunftsinvestitionen, die wir heute tätigen. Dadurch wird zwar der Strompreis höher, aber langfristig machen wir uns von fossilen Energieträgern und nuklearen Energieträgern unabhängig, und das ist eine Zukunftsinvestition.
Brink: Hat er recht?
Peters: Er hat nicht recht, weil die Hauptpreistreiber sind tatsächlich die Stromlieferanten, das kann man auch nachweisen. Dass natürlich wir in die Zukunft investieren wollen, selbst wenn wir keine Energiewende machen würden, müssten wir ja auch in neue Stromnetze und neue Kraftwerke investieren. Und das würde auch Geld kosten. Das kann man also nicht als Energiewende bezeichnen, wenn das Energiesystem erneuert wird. Energiewende heißt, dass wir das eben nicht auf fossile Energien ausrichten, weil das noch teurer würde, sondern auf erneuerbare Energien.
Brink: Also es gibt einen ganz klaren Zusammenhang zwischen steigenden Preisen und Energiewende, nach dem Motto: Unterm Strich ist es nicht umsonst zu haben.
Peters: Nein. Die Energiewende ist die Lösung des Problems und verursacht nicht das Problem. Denn wenn wir die Energiewende nicht hätten, würde es noch viel schneller viel teurer werden.
Brink: Als Verbraucher ist man da aber ja trotzdem ziemlich hilflos, denn man muss ja heizen, und ein Auto hätte man auch meistens gerne. Was rät denn der Bund der Energieverbraucher in diesem Zusammenhang?
Peters: Preise vergleichen, Stromanbieter wechseln und sich drauf einstellen, dass die Energie schnell noch viel teurer wird und also strukturell dämmen, neue Heizungen einsetzen und sich darauf einstellen, dass die steigenden Energiepreise kein vorübergehendes Problem sind, sondern ein Dauerproblem.
Brink: Gibt es da irgendwie eine Begrenzung nach oben oder auf was müssen wir uns einstellen?
Peters: Nein, es gibt eben leider keine Begrenzung nach oben, denn wenn fossile Energieträger knapp werden, dann werden die Preise so lange nach oben steigen, bis die Verfügbarkeit der Nachfrage entspricht. Und das heißt, die Nachfrage wird durch die hohen Preise begrenzt, weil eben die Verfügbarkeit nicht da ist. Das ist das Problem. Das heißt, wir müssen einfach vom Öl weg. Und das muss uns allen klar werden. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe und die wird eben von der Bundesregierung viel zu wenig angegangen. Da geht es um Wärmedämmung von Häusern, wo nicht investiert wird, wo die Steuerzuschüsse gekürzt werden. Da geht es darum auch, dass zum Beispiel die Flugpreise steigen und da geht es auch darum, dass natürlich das Bremsen des Wirtschaftswachstums auch zu Verteilungsproblemen führen wird, weil sich gerade die ärmeren Schichten eben die Energie dann nicht mehr leisten können.
Brink: Sagt denn die Politik da nicht ganz klar: Das wird uns was kosten, und zwar ganz schön heftig?
Peters: Ja, das ist auch richtig. Natürlich wird das was kosten. Und dann stellt sich strukturell das Problem, wie ist der Reichtum und wo verteilt in unserer Gesellschaft. Weil die Ärmeren sind dann gekniffen, und die Leute, die eben das ganze Vermögen haben, die lachen. Und das wird dann in unserer Gesellschaft zu Brüchen führen. Und das ist das Problem, um das wir auch nicht drum herum kommen. Diese Frage wird sich viel schärfer noch stellen.
Brink: Und wie beantworten Sie sie, was fordern Sie?
Peters: Wir fordern, dass man dann über die Verteilung von Reichtum und von Einkommen in unserer Gesellschaft neu nachdenken muss. Das ist die Frage. Die ist unumgänglich, die wird sich in dem Zusammenhang stellen. Neben der Frage, wie wir mit Energie viel effizienter umgehen.
Brink: Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Schönen Dank, Herr Peters!
Peters: Ich danke Ihnen, Frau Brink, und wünsche einen schönen Tag. Tschüss!
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