Exzellenzinitiative statt Uferlosigkeit
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Ein Bundesinstitut für Fotografie soll entstehen. Der Standort ist inzwischen geklärt. Den Fotografen Thomas Struth beschäftigt nun die Frage, auf welche Weise über die Aufnahme von Werken entschieden werden soll.
Für den Bau eines Bundesinstituts für Fotografie hat der Haushaltsausschuss des Bundestages 41,5 Millionen Euro zugesagt, nach dem Wunsch von Kulturstaatministerin Monika Grütters soll es in Essen gebaut werden.
Fotografie-Geschichte und große Kunst
Für den Fotografen Thomas Struth stehen bei der Zusammenstellung der Sammlung für das Institut zwei Aspekte im Vordergrund. Zum einen sei es wichtig, den technischen Wandel in der Fotografie zu "bewahren" und zu "schützen". Zum anderen müsse es eine "Exzellenzinitiative" geben: "Wenn man die gesamte Fotografie subsumieren wollte in so einem Institut, würde es sicher schnell uferlos werden."
Die Frage sei auch, was ein solches Institut leisten könne, was machbar sei. "Das soll ja kein Museum sein, aber natürlich schon eine gewisse Verwandtschaft damit haben, dass es um Analyse geht und Grundsatzforschung, um den intellektuellen Diskurs."
Als mögliches Vorbild nennt Struth das Getty Research Institute. Dort habe es unter dem ehemaligen Leiter Thomas Gaehtgens eine größere Gruppe von Kuratorinnen und Kuratoren gegeben.
Eine Kommission und ein Grundsatzstatut
So eine Art "Kommission" sei auch für ein Bundesinstitut vorstellbar, meint der Fotograf. Und: "Es bräuchte eine Art Grundsatzstatut, was die inhaltlichen, intellektuellen Eckpunkte dieser Institution werden sollten." Für eine Aufnahme müssten Fotografien oder Werke von Künstlern eine gewisse Allgemeingültigkeit haben.
In Zeiten der Digitalisierung und von Plattformen wie Instagram befinde sich die Fotografie in einem Prozess, den man noch nicht ganz überblicken könne. "Ich glaube, dass die Fotografie in einer ähnlichen Situation ist wie die Malerei bei der Erfindung der Fotografie." Er sei froh, heute kein junger Fotokünstler zu sein: "Weil sie sich so stark behaupten müssen gegen die digitale, globale Konkurrenz auf allen Kanälen."
Das Interessanteste an Fotografie sei nicht die Fotografie selbst, sagt Struth, sondern das, was zu dem Bild geführt habe: "Die Beweggründe der Autorinnen und Autoren, wie die in den Bildern eingebettet sind und ob das zum Sprechen kommt, das ist für mich ein großes Kriterium."
(kpa)