"Bundespräsident der Hirne"
Der Kabarettist Georg Schramm hat bei der 40. Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises den Ehrenpreis erhalten. Er ist unter anderem durch die ZDF-Sendung "Neues aus der Anstalt" bekannt. Weitere Preise gewannen Max Uthoff, Marc-Uwe Kling und Christine Prayon.
"Meine Damen und Herren, der Ehrenpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis 2012 geht an Georg Schramm. Beinahe hätte er nicht kommen können, weil die Piraten wollten ihnen ja ins Schloss Bellevue. Aber er hat abgesagt, er bleibt den Kleinkunstbühnen erhalten. Meine Damen und Herren, die können in Berlin den Bundespräsidenten der Herzen wählen, ich präsentiere ihnen den Bundespräsidenten der Hirne: Georg Schramm."
Volker Pispers moderierte ihn im Mainzer "Unterhaus" zuletzt an: Georg Schramm, den unbestrittenen Star des Abends, der sich dann bescheiden vor den anderen Preisträgern verneigte:
"Sie wissen, dieser Ehrenpreis fällt ja aus dem Rahmen, ich kann Ihnen sagen, weshalb man ihn eingeführt hat: quotentechnisch. Das hat mit der Ehrung, dass man jemandem etwas geben möchte, der es sonst nicht kriegt, überhaupt nichts zu tun. Man denkt sich, wenn wir einen veritablen, alteingesessenen, etablierten alten Haudegen einen Ehrenpreis fürs Lebenswerk, weiß der Teufel was, geben, dann ist die Quote höher. Den kennen die Leute, also gerade so ihr Alter, das klassische Unterhaus-Alter, den kenne die noch. Den holen wir dazu und dann gibt es ordentlich Quote. Ich möchte dies für diesen Abend sagen: Falsch! Das Geld hätte sich Beck sparen können, wo das doch nie seine Stärke war. Bei den Preisträgern, die sie bis jetzt gesehen haben, hätten sie siech das Geld für einen Quotenbringer wie mich glatt sparen können. Die sind ohne mich Manns- und Fraus genug."
Recht hat er, der Schramm. Der Münchener Max Uthoff, Gewinner in der Sparte Kabarett, ging etwas ruhiger als der Altmeister mit der moralischen Keule auf eine Reise in die merkwürdige Facebook-Welt und an die ebenso merkwürdigen Anfänge Europas, um dann zurück ins noch merkwürdigere Bayern zu kommen. Von dort aus gab es dann noch einen neidvollen Blick aus dem etwas behäbigen München aufs quirlige Berlin, das die bayrischen Steuergelder aus dem Länderfinanzausgleich verbrät.
"Wir Bayern, wir schauen nach Berlin und dann sehen wir, wie sie auf den Tischen, die wir Bayern bezahlt haben, tanzen und laut rufen: Wir sind arm, aber sexy. Und wir Bayern, nun ja, wir sind reich, aber Edmund. Wir haben ihn wieder geholt und das ist wichtig, gerade jetzt, in Zeiten, in denen die Gerontokratie bei uns Urstände feiert. In denen unsere großen Hoffnungsträger wie Rehagel, Gauck oder Helmut Schmidt in einem Alter sind, wo sie sich beim sonntäglichen Spaziergang über den Friedhof schon die Frage stellen müssen, ob sich der Heimweg für sie noch lohnt. Da holen wir ihn zurück, Edmund Stoiber, den Jäger des verlorenen Satzes. Wir schaben ihn aus seinem Aufwachraum in Brüssel und dann spielen wir ihm in Passau den bayrischen Defibrilator-Marsch."
Ein anderer Alpenländer gewinnt in diesem Jahr den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Chanson, Musik und Lied. Der Schweizer Martin Ulrich, der sich selbst Martin O. nennt. Er hat, so die Jury, ein "multimediales Gesamtkunstwerk" geschaffen, eine "einzigartige Welt aus Tönen und Bewegungen". Nur durch Schichten seiner Stimme, die er mittels eines Computers übereinander legt. So entstehen ganze Orchester oder Minihörspiele. Für Mainz textete er eigens ein Afrika-Lied um.
Sie demonstrierte gegen Stuttgart 21 und ist seit einigen Monaten in der Rolle der Birte Schneider in der "heute-Show" des ZDF zu sehen: die in Bonn geborene Schauspielerin und Kabarettistin Christine Prayon. Heute kam sie als blonder Vamp in Lepoardenkleid auf die Bühne, um sich im Laufe der ersten Nummer zum Mann zu verwandeln. Gerade ihre clownesken Stücke fielen gegenüber dem Sprachwitz der anderen Preisträger etwas ab, obwohl sie sich konsequent "kabarettistischer Meterware" verweigere, so die Jury. Wenn sie diese Meterware gegen den Strich bürstet, ist Christine Prayon gut. Etwa bei ihrer eigenwilligen Interpretation des Schenkelklopfer-Stücks "Nussloch" von Mario Barth, das sie auch heute brachte:
"Pass auf, pass auf, pass auf. Das ist so geil, echt boah, echt Hammer!
Kein Witz, ne echt, eine wahre Geschichte, pass auf, pass auf, pass auf.
Ich so mit meiner Freundin in Nussloch - pass auf, eine wahre Geschichte, kein Witz.
Also ich so mit ihr in Nussloch, Nussloch, kennt ihr Nussloch?
Ich so mit meiner Freundin in Nussloch, beim Fabrikverkauf, Hammer, pass auf.
Kommt sie mit ner Handtasche an, pottenhässlich.
Pottenhässlich, die Handtasche natürlich, nicht sie.
Das ist so geil, echt boah, echt Hammer
Kein Witz, ne echt, eine wahre Geschichte.
Pass auf, pass auf, pass auf ... "
"Kannst Du heute mal bezahlen? Fragt das Känguru nach dem Essen.
Heute? Frage ich.
Mal? Frage ich.
Ich muss immer bezahlen, weil Du nie Geld mitnimmst.
Ja, sagt das Känguru, so ist das in der Welt. Der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld."
Volker Pispers:
"Meine Damen und Herren, der Deutsche Kleinkunstpreis 2012 geht an Marc-Uwe Kling. Denn die Känguruh-Dialoge sind für mich das Witzigste, was ich in den letzten Jahren überhaupt gehört habe."
Dieser Preis geht ein bisschen auch an ein Berliner Radio - Radio Fritz nämlich. Denn das produziert Klings Dialoge eines unterbeschäftigten Künstlers mit einem "kommunistischen Känguruh".
"Neues vom Känguruh - mit Marc-Uwe Kling. Ich wohne mit einem Känguruh zusammen. Das Känguruh steht total auf Nirvana, ist ein Schnorrer vor dem Herrn und war früher beim Vietcong - aber das nur nebenbei. Zur Sache ..."
Auch diese Ehrung ist eine gute Entscheidung. Im vierzigsten Jahr des Deutschen Kleinkunstpreises erweist sich die Jury als absolut treffsicher.
Volker Pispers moderierte ihn im Mainzer "Unterhaus" zuletzt an: Georg Schramm, den unbestrittenen Star des Abends, der sich dann bescheiden vor den anderen Preisträgern verneigte:
"Sie wissen, dieser Ehrenpreis fällt ja aus dem Rahmen, ich kann Ihnen sagen, weshalb man ihn eingeführt hat: quotentechnisch. Das hat mit der Ehrung, dass man jemandem etwas geben möchte, der es sonst nicht kriegt, überhaupt nichts zu tun. Man denkt sich, wenn wir einen veritablen, alteingesessenen, etablierten alten Haudegen einen Ehrenpreis fürs Lebenswerk, weiß der Teufel was, geben, dann ist die Quote höher. Den kennen die Leute, also gerade so ihr Alter, das klassische Unterhaus-Alter, den kenne die noch. Den holen wir dazu und dann gibt es ordentlich Quote. Ich möchte dies für diesen Abend sagen: Falsch! Das Geld hätte sich Beck sparen können, wo das doch nie seine Stärke war. Bei den Preisträgern, die sie bis jetzt gesehen haben, hätten sie siech das Geld für einen Quotenbringer wie mich glatt sparen können. Die sind ohne mich Manns- und Fraus genug."
Recht hat er, der Schramm. Der Münchener Max Uthoff, Gewinner in der Sparte Kabarett, ging etwas ruhiger als der Altmeister mit der moralischen Keule auf eine Reise in die merkwürdige Facebook-Welt und an die ebenso merkwürdigen Anfänge Europas, um dann zurück ins noch merkwürdigere Bayern zu kommen. Von dort aus gab es dann noch einen neidvollen Blick aus dem etwas behäbigen München aufs quirlige Berlin, das die bayrischen Steuergelder aus dem Länderfinanzausgleich verbrät.
"Wir Bayern, wir schauen nach Berlin und dann sehen wir, wie sie auf den Tischen, die wir Bayern bezahlt haben, tanzen und laut rufen: Wir sind arm, aber sexy. Und wir Bayern, nun ja, wir sind reich, aber Edmund. Wir haben ihn wieder geholt und das ist wichtig, gerade jetzt, in Zeiten, in denen die Gerontokratie bei uns Urstände feiert. In denen unsere großen Hoffnungsträger wie Rehagel, Gauck oder Helmut Schmidt in einem Alter sind, wo sie sich beim sonntäglichen Spaziergang über den Friedhof schon die Frage stellen müssen, ob sich der Heimweg für sie noch lohnt. Da holen wir ihn zurück, Edmund Stoiber, den Jäger des verlorenen Satzes. Wir schaben ihn aus seinem Aufwachraum in Brüssel und dann spielen wir ihm in Passau den bayrischen Defibrilator-Marsch."
Ein anderer Alpenländer gewinnt in diesem Jahr den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Chanson, Musik und Lied. Der Schweizer Martin Ulrich, der sich selbst Martin O. nennt. Er hat, so die Jury, ein "multimediales Gesamtkunstwerk" geschaffen, eine "einzigartige Welt aus Tönen und Bewegungen". Nur durch Schichten seiner Stimme, die er mittels eines Computers übereinander legt. So entstehen ganze Orchester oder Minihörspiele. Für Mainz textete er eigens ein Afrika-Lied um.
Sie demonstrierte gegen Stuttgart 21 und ist seit einigen Monaten in der Rolle der Birte Schneider in der "heute-Show" des ZDF zu sehen: die in Bonn geborene Schauspielerin und Kabarettistin Christine Prayon. Heute kam sie als blonder Vamp in Lepoardenkleid auf die Bühne, um sich im Laufe der ersten Nummer zum Mann zu verwandeln. Gerade ihre clownesken Stücke fielen gegenüber dem Sprachwitz der anderen Preisträger etwas ab, obwohl sie sich konsequent "kabarettistischer Meterware" verweigere, so die Jury. Wenn sie diese Meterware gegen den Strich bürstet, ist Christine Prayon gut. Etwa bei ihrer eigenwilligen Interpretation des Schenkelklopfer-Stücks "Nussloch" von Mario Barth, das sie auch heute brachte:
"Pass auf, pass auf, pass auf. Das ist so geil, echt boah, echt Hammer!
Kein Witz, ne echt, eine wahre Geschichte, pass auf, pass auf, pass auf.
Ich so mit meiner Freundin in Nussloch - pass auf, eine wahre Geschichte, kein Witz.
Also ich so mit ihr in Nussloch, Nussloch, kennt ihr Nussloch?
Ich so mit meiner Freundin in Nussloch, beim Fabrikverkauf, Hammer, pass auf.
Kommt sie mit ner Handtasche an, pottenhässlich.
Pottenhässlich, die Handtasche natürlich, nicht sie.
Das ist so geil, echt boah, echt Hammer
Kein Witz, ne echt, eine wahre Geschichte.
Pass auf, pass auf, pass auf ... "
"Kannst Du heute mal bezahlen? Fragt das Känguru nach dem Essen.
Heute? Frage ich.
Mal? Frage ich.
Ich muss immer bezahlen, weil Du nie Geld mitnimmst.
Ja, sagt das Känguru, so ist das in der Welt. Der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld."
Volker Pispers:
"Meine Damen und Herren, der Deutsche Kleinkunstpreis 2012 geht an Marc-Uwe Kling. Denn die Känguruh-Dialoge sind für mich das Witzigste, was ich in den letzten Jahren überhaupt gehört habe."
Dieser Preis geht ein bisschen auch an ein Berliner Radio - Radio Fritz nämlich. Denn das produziert Klings Dialoge eines unterbeschäftigten Künstlers mit einem "kommunistischen Känguruh".
"Neues vom Känguruh - mit Marc-Uwe Kling. Ich wohne mit einem Känguruh zusammen. Das Känguruh steht total auf Nirvana, ist ein Schnorrer vor dem Herrn und war früher beim Vietcong - aber das nur nebenbei. Zur Sache ..."
Auch diese Ehrung ist eine gute Entscheidung. Im vierzigsten Jahr des Deutschen Kleinkunstpreises erweist sich die Jury als absolut treffsicher.