Bundespräsident in Lagos

Gauck wünscht sich "Bleibeperspektive" für junge Nigerianer

Bundespräsident Joachim Gauck wird in Lagos in Nigeria vom Gouverneur des Bundesstaates Lagos, Akinwunmi Ambode, empfangen.
Bundespräsident Joachim Gauck wird in Lagos in Nigeria vom Gouverneur des Bundesstaates Lagos, Akinwunmi Ambode, empfangen. © picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm
Von Thielko Grieß |
Bei seinem Staatsbesuch in Nigeria wirbt Bundespräsident Joachim Gauck für das Modell der dualen Berufsausbildung. Es soll die "Bleibeperspektive" für junge Menschen im eigenen Land verbessern. Die Nigerianer wiederum erhoffen sich von der deutschen Wirtschaft Jobs.
"Lagos ist der kleinste aber älteste Bundesstaat Nigerias mit einer Bevölkerung von rund 21 Millionen Menschen", listet Akinumwe Ambodé, Gouverneur des Bundesstaats Lagos, einige Fakten auf.
"Wir allein sind die viertgrößte Volkswirtschaft Afrikas. Wir sind einer der wichtigsten Handelsplätze des Kontinents."
Ambode empfängt gemeinsam mit dem nigerianischen Außenminister in seinem Amtssitz. Der kühle Wind aus der Klimaanlage hält die schwülen 30 Grad vor der Tür.
Der Gouverneur formuliert seine Wünsche an die deutschen Gäste. Letztlich geht es um Jobs, spricht er den Bundespräsidenten an, er meint aber vor allem die mitgereisten Manager:
"Energie, Verkehrssystem, darum geht es uns – wir wollen Busse austauschen, es geht um 10.000 bis 20.000 Busse."
Alltag: Megastau
Kurz darauf rollt der Bundespräsident im Konvoi ins Hotel, die nigerianische Polizei hat eine Stadtautobahn in einer Fahrtrichtung komplett gesperrt. Eine solche freie, zügige Fahrt gibt es nur für Ausländer – normal ist, was auf der Gegenfahrbahn zu sehen ist: Stoßstange an Stoßstange, Stop and Go, das Ende des Staus verschwimmt im feuchttrüben Grau.
Alltag, erzählen Einheimische, ein Weg könne Stunden dauern. Leben in Lagos.
"Es ist überwältigend, was einem hier begegnet an Größe, an Lebensintensität."
Joachim Gauck will in der Metropole am Meer, die täglich wächst, für Ideen werben, die aus der deutschen Wirtschaft stammen und die er für sinnvoll hält. Etwa 100 Unternehmen aus der Bundesrepublik haben Niederlassungen in Nigeria.
"Wichtig ist auch immer, dass einigen deutschen Firmen daran gelegen ist, Facharbeiter auszubilden. Und dieses Modell der deutschen dualen Berufsausbildung ist in vielen Ländern nicht bekannt. Es ist aber sehr nützlich."
Weniger Armut als Ziel
Ein besseres Leben, weniger Armut könnten die Folge sein – eine, die letztlich in Europa, in der Bundesrepublik zu spüren wäre.
"Das würde natürlich auch dazu führen, dass die Bleibeperspektive von Menschen, die hier aufwachsen, besser wäre. Und nicht so viele Menschen sich aufmachen und in anderen Teilen der Welt, auch bei uns dann, Lebensperspektiven suchen. Was man verstehen kann, wenn man die Armut in diesen Ländern hier gesehen hat."
Den heutigen zweiten Tag seiner Visite in Lagos will Gauck dazu nutzen, mit Kunst- und Kulturschaffenden ins Gespräch zu kommen. Er trifft sich mit Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka.
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