Gruseln für den Jugendschutz
Manchmal muss er sich zwingen, den Blick auf den Bildschirm gerichtet zu halten. Seit 25 Jahren sichtet Stephan Schmidt Filme für die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Hier berichtet er von seinem Arbeitsalltag.
Die Prüfung erfolge zum Glück meist in einem Dreier-Gremium, sagte Schmidt in der Sendung "Kompressor" im Deutschlandradio Kultur. So sei auch ein Austausch über die begutachteten Werke möglich.
Insbesondere bei Filmen, aber auch bei Internet-Angeboten seien immer wieder Szenen zu begutachten, die einen nicht losließen, sagte Schmidt. "Nun mache ich das seit 25 Jahren. Da bekommt man eine gewisse Distanz. Aber dennoch muss ich mich bei der einen oder anderen Szene heftig zwingen, den Blick auf den Bildschirm gerichtet zu halten."
Bei den Musik-CDs gebe es derzeit die meisten Probleme im Bereich der Hip Hop- und Rap-Musik, sagte Schmidt. Sie seien zum Teil sehr frauenverachtend, mordlustig und rechtsradikal: "Es gibt viele Bands, die sehr rechte Rock-Musik verbreiten. Das hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen." Im Filmbereich habe die Aneinanderreihung von grausamsten Szenen zugenommen.
"Da filmen Feuerwehrleute in aller Herren Länder mit ihren Handys Unfallfolgen: zerschmetterte und entstelle Gesichter, verbrannte, verstümmelte Körper, abgetrennte Gliedmaßen. Also ein realer Unfall wird zu einem Film zusammengeschnitten."
Die Bundesprüfstelle muss derzeit auch zahlreiche Videos erneut prüfen, die vor 25 Jahren auf dem Index gestanden haben. Hier habe sich die Wahrnehmung deutlich verschoben, meinte Schmidt:
"Da spielt die Medienerfahrung, die Veränderung der Medienlandschaft natürlich eine große Rolle. Ungefähr 70 Prozent der Filme, die wir aus der damaligen Zeit noch einmal anschauen, erscheinen nicht mehr in der Liste."