"Der Schäuble muss ganz schön nervös geworden sein"
Bundestagspräsident Schäuble unterstützt Friedrich Merz als Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz in aller Offenheit. Das könne damit zu tun haben, dass die Kandidatur des Sauerländers nicht so gut laufe wie gedacht, sagt Journalist Ralph Bollmann.
Eine Wahl von Friedrich Merz zum CDU-Chef könne es "erleichtern, wieder zu einer Integration der politischen Kräfte zur Mitte hin zu kommen." So argumentierte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dazu sagte der Journalist Ralph Bollmann im Deutschlandfunk Kultur: "Mein erster Gedanke war: Der Schäuble muss ja ganz schön nervös geworden sein, weil diese Merz-Kandidatur ja offensichtlich nicht so gut lief bisher, wie er sich das dachte."
Die Parteinahme könne sich durchaus kontraproduktiv auswirken. Denn möglicherweise gebe es doch eine ganze Reihe von CDU-Delegierten, die die Ansicht vertreten: 'Es ist irgendwann auch mal gut. Wir lassen uns jetzt nicht mehr von dem Wolfgang Schäuble - bei allen Verdiensten, die er hat - sagen, wie die CDU im Jahre 2030 aussehen soll.'
Schäuble konservativer als öffentlich wahrgenommen
Eine Rolle bei dieser expliziten Wahlempfehlung durch Schäuble an die Delegierten des Bundesparteitags am Freitag in Hamburg könne zudem spielen, dass er konservativer sei, als dies in der Öffentlichkeit zeitweise wahrgenommen wurde und dass der heutige Bundestagspräsident auch die CDU wieder in diese Richtung drehen wolle.
Für die CDU sei dies eine Frage, die das Zeug habe, die Partei zu spalten, meinte Bollmann. Ob nämlich unter die Ära Merkel ein Schlussstrich gezogen und mit einer "charismatischen Figur" wie Friedrich Merz ein Neuanfang begonnen werde. Oder ob die von Merkel mutmaßlich unterstützte Kramp-Karrenbauer die CDU in den Spuren der Kanzlerin weiterführe.
Dass mit einer konservativen Wende in der CDU AfD-Wähler zurückgeholt werden könnten, wie Merz dies anstrebe, glaubt Bollmann nicht. Merz habe zudem das "Handicap", dass er sehr wenige Erfahrungen in der praktischen Politik habe. Kramp-Karrenbauer hingegen habe im Saarland bei der Landtagswahl über 40 Prozent der Stimmen für die CDU geholt, die AfD sei dort auf unterdurchschnittlichem Niveau geblieben.
(huc)
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