Ehemaliger Wehrbeauftragter kritisiert jahrzehntelange Versäumnisse
Es sei kein Wunder, dass die Truppe heute so marode ist, sagt der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe. Denn trotz bekannter Defizite hätten alle Regierungen - egal welcher Couleur - die Augen vor den Notwendigkeiten verschlossen.
Die Pannenserie bei der Bundeswehr ist das Ergebnis jahrzehntelanger Versäumnisse, kritisiert der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Reinhold Robbe. Mit Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse hätten sich alle etwas in die Tasche gelogen, sagte er im Deutschlandradio Kultur.
Man habe die Dinge schön geredet und Probleme nicht beim Namen genannt: "Wenn die Soldaten nicht so ideenreich, nicht so kreativ und so in der Lage wären, die Dinge immer wieder noch auszubügeln und die Mängel, die vorhanden sind, durch ihre Fähigkeiten zu kompensieren, dann sähe es heute noch ganz anders aus."
Was die Verantwortung für die Misere anbelangt, könne sich "keiner mit Ruhm bekleckern", so Robbe. Schon nach der Wende sei nicht umgesetzt worden, was Fachkommissionen für die mit der NVA fusionierte Bundeswehr als erforderliche Ausstattung definiert hätten. Man habe versäumt, "die Konsequenzen aus diesen Expertisen zu ziehen und der Bundeswehr das zu geben, was sie wirklich benötigt". Robbe beklagt: "Hier haben damals alle Regierungen – ganz egal von welcher Couleur – die Augen verschlossen vor den Notwendigkeiten."
Verteidigungsministerin von der Leyen nun für Dinge verantwortlich zu machen, "deren Ursachen wirklich weit zurückliegen", sei "Unsinn", sagte der ehemalige Wehrbeauftragte. Allerdings müsse die Ministerin die jetzige Debatte zum Anlass für eine "schonungslose Bestandsaufnahme" nehmen. Vor allem die Struktur der Bundeswehr müsse von der Leyen verändern: "Die haut nicht hin". Dies werde keine einfache Geschichte, aber: "Da muss sie ran."