Burghart Klaußner: Vor dem Anfang
Kiepenheuer & Witsch 2018
174 Seiten, 16,99 Euro
Die Welt unter dem Mikroskop
Der Schauspieler Burghart Klaußner hat einen Roman über das Kriegsende 1945 geschrieben. Er habe dem Nebeneinander von Chaos und Ordnung in der Beschreibung eines einzigen Tages auf die Spur kommen wollen, sagt er.
Der Schauspieler Burghart Klaußner, berühmt durch seine Rollen in "Das weiße Band" und "Der Staat gegen Fritz Bauer", hat seinen ersten Roman geschrieben. "Vor dem Anfang" spielt an einem einzigen Tag kurz vor Kriegsende, dem 23. April 1945, am Wannsee.
Kuchen im Bunker und absurde Wortwechsel
"Ich habe aus allen Zeugnissen entnommen, dass diese letzten Tage doch als sehr, sehr gestaucht empfunden worden sind, als sehr gedrängt, als sehr eng, als sehr aus dem normalen Zeitraster fallend", sagte Klaußner im Deutschlandfunk Kultur. Zeit habe ihn immer sehr interessiert und ein Tag könne sehr lang sein. Er habe beim Schreiben versucht, die Lücken zu finden in einem Krieg, dank derer man nur überleben könne. Dazu gehörten Momente, in denen im Bunker Kuchen gegessen werde oder es absurde Wortwechsel gebe, über die der Leser lachen könne. "Das sind Alltäglichkeiten, die in der Ausnahmesituation trotzdem weiterlaufen." Es sei bekannt, dass neben dem Chaos im Krieg immer noch Reste einer funktionierenden Staatsordnung vorhanden gewesen seien und das Telefonnetz beispielsweise noch funktionierte. "Es gibt dieses Nebeneinander - und das fand ich immer schon faszinierend und wollte dem auf die Spur kommen - von Chaos und Ordnung."
Auf die Frage, warum er sich als erfolgreicher Schauspieler nun dem Schreiben zugewandt habe, sagte Klaußner, er habe erzählen wollen und lernen wollen, zu erzählen. "Die Theaterbühne ist ein großer Energielieferant, die Filmarbeit ist wie mit der Lupe in den Gedankengang geguckt und das Schreiben ist vielleicht wie unter dem Mikroskop die Welt vielleicht nochmal ganz genau auseinander nehmen – und das ist der große Reiz."
(gem)