Dinslaken soll sich erfolgreiches Theater sparen
Die Burghofbühne Dinslaken hat viele Besucher und leistet wertvolle Basisarbeit. Trotzdem will sich der Kreis Wesel aus der Finanzierung des kleinsten NRW-Landestheaters zurückziehen, um 300.000 Euro zu sparen. Damit stünde das Theater vor dem Aus.
Eigentlich ließe sich eine Erfolgsgeschichte erzählen. Seit seinem Amtsantritt vor anderthalb Jahren hat Mirko Schombert, der neue Intendant der Burghofbühne Dinslaken, die Zahl der Gastspiele um 50 Prozent erhöht, eine Bürgerbühne gegründet und sich mit vielen sozialen Initiativen vernetzt. 30 Prozent seines Etats spielt das kleinste Landestheater Nordrhein-Westfalens selbst ein, mehr leistet kaum eine andere Bühne. Trotzdem will der Kreis Wesel seine Mitgliedschaft kündigen und seinen Beitrag von knapp 300 000 Euro streichen. Das würde 20 Prozent des Gesamthaushalts von 1,5 Millionen Euro ausmachen, die Burghofbühne könnte nicht mehr arbeiten.
47 Prozent trägt das Land NRW, drei Prozent die Stadt Dinslaken. Die Fraktionen von CDU, Grünen und FDP, die eine sogenannte "Jamaika-Koalition" im Kreistag bilden, hoffen, dass diese Partner ihre Zuschüsse erhöhen. Dinslaken allerdings ist eine arme Stadt, und das Land fördert nur, wenn es engagierte Partner an seiner Seite weiß. Gegen die Arbeit der Burghofbühne argumentiert niemand, im Gegenteil. Der einzige Grund, der für den Ausstieg angeführt wird, ist der Sparzwang.
Kulturelle Basisarbeit
Die Burghofbühne leistet kulturelle Basisarbeit. Die Kinder- und Jugendstücke im Tenterhof, der kleinen Spielstätte, sind enorm wichtig für das Leben in einer Stadt, die von Armut und Arbeitslosigkeit geprägt ist und aus der radikalisierte jugendliche Salafisten in den Nahen Osten gezogen sind. Die Ruhrtriennale hat in Dinslaken-Lohberg ihre Saison eröffnet, um ein Zeichen zu setzen. Die regelmäßige kulturelle Arbeit leistet die Burghofbühne, auch mit Lesungen und Diskussionen, mit der Unterstützung von Theater-AGs, mit Jugend- und Seniorenclubs.
Diese Arbeit aufs Spiel zu setzen, ist grob fahrlässig. In nur zwei Wochen soll die Entscheidung durch den Kreistag gepeitscht werden, damit die Mitgliedschaft schon Ende 2016 beendet werden kann. Bei den Grünen in Dinslaken ist Entsetzen ausgebrochen, die Kreistagsfraktion hatte sich nicht mit ihnen abgesprochen. Doch die "Jamaika-Koalition" will den Austritt durchziehen, weil sie meint, nur so den Haushalt retten und einer Erhöhung der Kreisumlage – des Beitrages der Städte an den Kreis – vermeiden zu können.
Gefordert ist politisches Format
Die hohe Verschuldung bis Überschuldung treibt Städte, Kreise und Gemeinden in eine immer panischere Fixierung auf die Zahlen. Es ist zwar richtig, dass es mit der Misswirtschaft nicht weiter gehen kann. Aber die Zinsen müssen sich nur um einen Prozent erhöhen – worauf niemand Einfluss hat -, und die ganze Finanzkonstruktion bricht zusammen. Dann hätte man nichts gewonnen, aber viel verloren, nämlich Theater, Museen, Schwimmbäder, Büchereien. Je nachdem, was gerade geschlossen werden soll. Wer in der Krise handlungsfähig bleibt und eine Vorstellung von der Zukunft seiner Stadt oder Region hat, zeigt politisches Format.
Die Politiker aus dem Kreistag wollen der Burghofbühne helfen, andere Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen. Beim Landschaftsverband oder dem Kommunalverband Ruhrgebiet zum Beispiel, so regionalen Zusammenschlüssen. Doch die finanzieren meist nur einzelne Projekte. Es wird eine riesige Aufgabe, die Burghofbühne zu retten. Zudem findet sie unter Zeitdruck statt, denn Landestheater leben von Gastspielen und müssen deshalb jetzt schon ihr Angebot für die Saison 2017 /18 planen. Intendant Mirko Schombert weiß allerdings nicht, ob es sein Theater dann noch gibt.