Burkhard Spinnen: "Das Buch"

Trauer über das Ende der Buchkultur

Der Schriftsteller Burkhard Spinnen im Porträt
Burkhard Spinnen: "Auch das Auto hatte dem Pferd gegenüber starke Argumente" © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Burkhard Spinnen im Gespräch mit Andrea Gerk |
Der Autor Burkhard Spinnen hat ein Buch über das Buch als solches geschrieben. In ihm beschäftigt er sich mit dem Ende von 500 Jahren Buchkultur. Was das E-Book könne und was nicht, wisse man noch gar nicht, meint er.
Der Schriftsteller Burkhard Spinnen widmet sich in seinem neuen Werk einer Zeitenwende: Das gedruckte Buch geht, das E-Book kommt.
Spinnen geht es aber um mehr als darum, alle Argumente, das Für und Wider von Buch und E-Book aufzuzeigen. Seine Betrachtungen der neuen Zeit sind persönlich gehalten.
Er gehöre zu einer Generation, die den "Nachfolger" des Buches kennenlerne – "so wie vor 500 Jahren die Menschen den Nachfolger der Handschrift, nämlich den Buchdruck, kennengelernt haben", sagte der Schriftsteller im Deutschlandradio Kultur.
Das finde er sehr bewegend, die Diskussion darüber nehme ihn mit. Da habe er gedacht, "eine Stellungnahme dazu könnte nicht falsch sein".
Spinnen ist natürlich Buch-Liebhaber. Er sammelt Erstausgaben. Und hat ein Regal mit seinen Werken zuhause – an dem er beim Vorbeigehen das eigene Leben in ein paar Sekunden vorbeiziehen sieht, wie er berichtete.

Spinnen hat sich einen "Restoptimismus" bewahrt

Dennoch habe er sich einen "Restoptimismus" in Bezug auf die Zeitenwende bewahrt, sagte er.
Der Grund: Solange es schriftliche Aufzeichnungen gibt, habe es schon immer Autoren gegeben, die über den Werteverfall in der nächsten Generation geklagt hätten. Es gehöre "zur menschlichen Kultur dazu, zu glauben, dass demnächst alles komplett den Bach runtergehen wird".
Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse
Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse: Wie wird wohl eine Buchmesse aussehen, wenn es nur noch E-Books gibt?© dpa / picture alliance / Boris Roessler
Das nun, findet Spinnen, ist widerlegt. Es werde zwar nicht immer alles "schöner und toller", es gebe aber viele Beweise dafür, dass es auf die eine oder andere Art und Weise immer weitergehe.
Spinnen plädiert dafür, über den Verlust des Buches nicht nur zu klagen, sondern auch zu trauern – mit dem Verlust also umzugehen. Was das E-Book könne und was nicht, wisse man noch gar nicht, gibt er zu bedenken. Das herauszufinden werde wohl ein paar Jahrzehnte dauern.
Manuskripte schickt er inzwischen digital an seine Söhne. Die schicken den Text mit eingearbeiteten Anmerkungen wieder zurück. Das Digitale hat auch viele Vorteile, das will Spinnen gar nicht bestreiten: "Auch das Auto hatte dem Pferd gegenüber starke Argumente." (ahe)

Burkhard Spinnen: "Das Buch. Eine Hommage"
Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2016
96 Seiten, 15,00 Euro

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