Calexico: "The Thread That Keeps Us" – Anfang März kommen die Amerikaner auf Tour nach Deutschland, spielen Konzerte in Hamburg, Berlin, München, Stuttgart und Köln.
Politisch wider Willen
Die US-Rockband Calexico ist bekannt für ihre Mariachi-Trompeten und ihren Breitwand-Sound. Als besonders politische Band ist Calexico dagegen noch nicht aufgefallen. Das ändert sich mit dem neuen Album.
Grüne Steppe, blaue Berge am Horizont und ganz viel Himmel – auf dem Cover des neuen Albums scheint die Welt noch in Ordnung. Doch auch im Wüstenstaat Arizona – seit 20 Jahren die Heimat von Calexico – sind die Zeichen einer neuen Zeit spürbar: Der aggressive Nationalismus eines Donald Trump und die wachsende Fremdenfeindlichkeit seiner Anhänger ersetzen die traditionelle Weltoffenheit in der Region. Die friedliche Zukunft der Gesellschaft hänge am seidenen Faden, sagt Joey Burns. Und genau darum geht es in den Songs des neuen Albums "The thread that keeps us".
Was uns im Inneren zusammenhält
Calexico-Sänger Joey Burns sagt zu dem titelgebenden Faden:
"Was ist das für ein Faden? Ist es der Faden, der uns zusammenhält? Ist es der Faden, der uns fesselt, der uns nachts nicht schlafen lässt? Es ist einfach ein sehr offener Begriff. Ich würde sagen, wenn ich mich festlegen sollte, was uns im Innern zusammenhält, dann würde ich sagen: Die Liebe – und die Musik."
Mit ihrem lateinamerikanisch angehauchten Sound sind Calexico über die Jahre zum Botschafter geworden für das friedliche Miteinander der Kulturen im Südwesten der USA.
Dieses Miteinander ist nun in Gefahr, durch die Mauer, die an der Grenze zu Mexiko gebaut werden soll. Auch wenn die vom Kongress noch gar nicht bewilligt ist, in den Köpfen der Menschen ist sie bereits jetzt zu spüren: Leute mit dunklerer Hautfarbe werden im Supermarkt angepöbelt.
Reagieren auf Trump
Auch Calexico-Trompeter Jacob Valenzuela und Sergio Mendoza, der mexikanisch-stämmige Keyboarder der Band, mussten sich anhören, sie sollten gefälligst nach Hause gehen. Eine äußerst gefährliche Entwicklung, meint Schlagzeuger John Convertino.
"Die Politik unserer derzeitigen Regierung hat ein paar sehr hässliche Abgründe geöffnet: Manche Leute behandeln ihre Mitbürger auf einmal so, als seien sie gar keine Menschen.
Wenn du eine andere Hautfarbe hast, wenn du ein Einwanderer bist oder schwul, dann musst du wirklich Angst haben. Aber auch wir als weiße Männer bekommen das zu spüren und deshalb haben wir uns vorgenommen, Widerstand zu leisten.
Wir wollen nicht einfach nur zusehen, wir wollen aktiv unseren Teil dazu beitragen, dass sich das soziale Klima in den USA wieder ändert. Ich hoffe nur, dass der Wandel kommt, bevor zu viel Schaden entstanden ist."
Angst und Zorn spricht aus der Musik
Die Angst und der Zorn der Bandmitglieder finden sich in der Musik wieder. "The thread that keeps us" ist keine fröhliche Tanzparty, keine gefällige Sammlung lyrischer Befindlichkeiten, sondern ein lautes, kraftvolles Album mit Ecken und Kanten. Verzerrte Gitarren, scheppernde Drums und aggressive Texte sorgen für eine Menge Druck. Die Band habe sich nach 20 Jahren wieder auf ihre Wurzeln im Indie-Rock besonnen, sagt Joey Burns:
"Das fühlt sich einfach gut an und es ist ein Ventil: Einer der Songs, 'Dead in the Water', da habe ich den ganzen Frust und die Enttäuschung über unseren Präsidenten reingepackt. Das hat gut getan. Ich habe eine Oktave tiefer gesungen als sonst und meine Stimme elektronisch ein bisschen verzerrt. Dadurch hatte ich das Gefühl, ein anderer zu sein. So wie Tom Waits manchmal auf der Bühne einen neuen Hut aufzieht - und auf einmal ist er ein Gebrauchtwagenhändler!"
Eine politische Band wollte Calexico eigentlich nie sein. Jetzt sind sie es doch – aus der Not heraus und der inneren Überzeugung, nicht einfach wegschauen zu können. Nach den beiden letzten Alben, "Algiers" und "Edge of the Sun", die fast schon nach Frührente klangen, hat die Band im Jahr 2018 die Wut und die Dringlichkeit entdeckt. Joey Burns und John Convertino sind zwar nicht mehr die netten Jungs von nebenan. Dafür sind sie auf einmal wieder sehr relevant.
"Das fühlt sich einfach gut an und es ist ein Ventil: Einer der Songs, 'Dead in the Water', da habe ich den ganzen Frust und die Enttäuschung über unseren Präsidenten reingepackt. Das hat gut getan. Ich habe eine Oktave tiefer gesungen als sonst und meine Stimme elektronisch ein bisschen verzerrt. Dadurch hatte ich das Gefühl, ein anderer zu sein. So wie Tom Waits manchmal auf der Bühne einen neuen Hut aufzieht - und auf einmal ist er ein Gebrauchtwagenhändler!"
Eine politische Band wollte Calexico eigentlich nie sein. Jetzt sind sie es doch – aus der Not heraus und der inneren Überzeugung, nicht einfach wegschauen zu können. Nach den beiden letzten Alben, "Algiers" und "Edge of the Sun", die fast schon nach Frührente klangen, hat die Band im Jahr 2018 die Wut und die Dringlichkeit entdeckt. Joey Burns und John Convertino sind zwar nicht mehr die netten Jungs von nebenan. Dafür sind sie auf einmal wieder sehr relevant.