Die Premiere von Albert Camus' "Caligula" in der Inszenierung von Antú Romero Nunes findet am 21. September um 19.30 Uhr im Großen Haus des Berliner Ensembles statt. Die Rolle des Caligula spielt Constanze Becker, als Caligulas Mätresse Caesonia tritt Beckers Ehemann Oliver Kraushaar auf. In weiteren Rollen sind Aljoscha Stadelmann, Patrick Güldenberg, Felix Rech und Annika Meier zu sehen.
"Das wirkliche Leben ist viel absurder"
Mit einer Männerrolle meldet sich Constanze Becker zurück auf die Berliner Bühne: In Antú Romero Nunes' Inszenierung von Camus' "Caligula" spielt sie die Titelfigur. Um Genderfragen gehe es dabei allerdings nur "sehr, sehr peripher", sagt Becker.
Nach acht Jahren in Frankfurt am Main kehrt die Schauspielerin Constanze Becker nach Berlin zurück, gemeinsam mit Oliver Reese, der die Nachfolge von Claus Peymann als Intendant des Berliner Ensembles antritt. Am 21. September wird Becker mit Albert Camus' "Caligula" die Spielzeit eröffnen - und dabei in einer Männerrolle auftreten.
Umkehrung aller Strukturen und Wertvorstellung
Anfangs sei sie etwas skeptisch gewesen, den Caligula zu spielen, räumte Constanze Becker im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur ein. "Aber dann durch die Gespräche vor allem mit dem Regisseur ist mir klar geworden, dass es um diese Genderfrage eigentlich nur sehr, sehr peripher geht."
Sondern darum, dass Caligula in seinem Staat Strukturen, Wertvorstellungen und auch die Moral umkehren wolle, sagt die Schauspielerin: "Warum soll nicht auch ein Geschlecht umgedreht werden? Wenn man Macht hat, kann man das auch durchaus tun."
Ohnehin zielt Camus' Drama über den römischen Kaiser und wahnsinnigen Gewaltherrscher Caligula nicht darauf ab, eine historische Figur geschichtsgetreu wiederzugeben. Vielmehr sei das Stück als "philosophisches Konstrukt" angelegt, bei dem in jeder Szene eine Figur, eine Idee oder ein Menschentyp ad absurdum geführt werde, meint Becker.
"Und das aufzuzeigen, finde ich sehr viel spannender als sich jetzt zu entscheiden, wir halten uns am historischen Vorbild fest oder finden eine in sich stimmige Figur. Ich glaube, das wird wechseln von Szene zu Szene."
Verzicht auf aktuelle Anspielungen
Auf direkte Anspielungen wird die Inszenierung Becker zufolge allerdings verzichten. Auch wenn diese sich angesichts der weltpolitischen Lage und des derzeitigen Personals auf der politischen Bühne vielleicht angeboten hätten:
"Manchmal fiel mir das etwas schwer, nachdem ich die Morgennachrichten gehört hatte, zur Probe zu gehen und mir Dinge auf der Bühne auszudenken, weil wir dann auch alle sagten, das wirkliche Leben ist so viel absurder als das, was Herr Camus dort fabriziert hat."
Analogien herzustellen sei dennoch dem Zuschauer überlassen, betont die Schauspielerin: "Wir werden das bestimmt nicht über Frisuren und ähnliches lösen."
(uko)