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Seit rund fünf Monaten ist Cannabis auf Rezept in Deutschland erhältlich. Doch die Versorgung ist lückenhaft. Fertige, standardisierte Cannabinoide sind zu haben, Blüten hätten Lieferengpässe, sagt Pharmakologe Gerd Glaeske.
Seit dem 10. März 2017 kann in Deutschland Cannabis auf Kassenrezept verschrieben werden. Die Zahl der Patienten, die mit dem Stoff behandelt werden ist von 1.000 - die zuvor eine Ausnahmegenehmigung hatten - auf mittlerweile rund 7.000 Personen angestiegen.
Bei schweren Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Querschnittslähmung und chronischen Leiden wird das Mittel verschrieben. Der Pharmakologe Gerd Glaeske von der Universität Bremen sagte dazu im Deutschlandfunk Kultur:
"Es sind fast ein Drittel der Cannabis-Rezepte, die von Neurologen ausgestellt werden. Das hat mit Multipler Sklerose zu tun. Es sind Allgemeinmediziner, die hier versorgen, die etwa ein Viertel ausstellen. Und Tatsache ist, dass es im Gesetz eigentlich nur sehr breit heißt, dass das Cannabis bei schweren Erkrankungen einzusetzen ist."
Die Krankenkasse als Hürde
Wer Cannabis vom Arzt verschrieben bekommt, muss sich dann aber oft mit der Krankenkasse auseinandersetzen. Die Kassen erkundigen sich beim Medizinischen Dienst, wie eine Krankheit zu bewerten ist und entscheiden dann, ob der Patient mit Cannabis beliefert wird, oder nicht.
"Das ist etwas, was offensichtlich viele Patienten mehr und mehr in Schwierigkeiten bringt."
Blütenengpass
Vom Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen kommt bereits die Forderung nach klaren Kriterien. Für viele Fachleute allerdings sei klar, meint Gerd Glaeske, dass Blüten ohnehin einen sehr unterschiedlichen Wirkungsgrad haben und empfiehlt den Einsatz fertiger und standardisierter Präparate.
Da es zur Zeit aber ohnehin einen Lieferengpass bei Blüten gibt, bleibt vielen Patienten nichts anderes übrig, als die fertigen Medikamente zu nutzen. Die nachgefragte Menge überfordert die staatliche Cannabisagentur noch. Bisher kommen die Stoffe aus dem Ausland.
Legalisierung - ja oder nein?
In der gesellschaftspolitischen Debatte rund um den Gebrauch von Cannabis sieht Gerd Glaeske aktuell zwei Diskussionsschwerpunkte: Einerseits gehe es um die Frage, ob Marihuana generell auch für gesunde Menschen freigegeben werden sollte. Andererseits gehe es um die Anwendung von Cannabinoiden und Cannabis bei kranken Menschen. Im letzteren Fall sieht Gerd Glaeske dringenden Handlungsbedarf:
"Man muss einen Weg finden, die Patienten mit möglichst wenig Schwierigkeiten diese Mittel auch beschaffen zu lassen."