Cannabis aus Sachsen

Aufschwung dank Anbau

05:52 Minuten
Cannabispflanzen in einem Blüteraum.
800 Cannabispflanzen stehen in einem Blüteraum. © Grenzgänger / v. Aster
Von Ernst-Ludwig von Aster |
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Der Run auf Heil-Hanf ist inzwischen auch im sächsischen Steinbach angekommen. Drei junge Doktoren beleben die wirtschaftlich schwache Region, indem sie medizinisches Cannabis anbauen. Ein Besuch zur Erntezeit.
"Von der Sache her ist es gut, dass diese Anlage wieder hier betrieben wird, zwar zu einem anderen Zweck, aber ist ja egal." Der Zweck: Cannabis-Anbau. Doch das Wort kommt dem älteren Mann nicht so einfach über die Lippen.
Über die Anlage, den alten Schlachthof, aber redet er gerne. Als der vor gut 20 Jahren gebaut wurde, mit Millionensubventionen, war er noch Bürgermeister. Hier in Steinbach, einem kleinen Örtchen, eine halbe Autostunde von Dresden entfernt.
Und dann passierte kaum etwas. 15 Jahre lang. Doch jetzt geht es endlich wieder aufwärts. Blühende Cannabis-Landschaften. Im alten Schlachthof. Aufschwung dank Anbau Ost.

Medizinalcannabis aus Steinbach

"Die drei jungen Doktoren, die haben sich für die Anlage interessiert. Es ist ja gut, wenn es so vorwärts geht", sagt der Mann. Im ersten Stock des Schlachthofs kommt einer der drei jungen Doktoren über den Flur: Adrian Fischer.
37 Jahre alt, schlaksig, Bart hinter der Maske, Jeans, eine graue Kapuzenjacke mit der Aufschrift "Demecan - wir kultivieren Lebensqualität". Demecan steht für "Deutsches Medizinalcannabis".
2016 gründete Fischer mit zwei Freunden das Unternehmen. Cannabis als Medizin, das war die Geschäftsidee. 2017 ließ die Bundesregierung den Heil-Hanf als Arzneimittel zu, Fischer & Co bewarben sich um den Anbau.

Der Hanf steht hinter dicken Mauern

Und bekamen 2019 den Zuschlag: 600 Kilogramm Cannabisblüten pro Jahr hat die Bundesregierung bei Demecan bestellt. Auch noch zwei kanadische Konzerne dürfen offiziell im Anbau-Geschäft mitmischen. Fischer deutet aus dem Fenster.
"Wir haben ja auch eine frei stehende Fläche, wenn man mal hier aus dem Fenster raus guckt, dann kann man hier in alle Richtungen gucken, das ist ganz wichtig hier, weil wir ja auch ein Betäubungsmittel sichern, das heißt mit Kameras kann man sehen, wer sich nähert", sagt er.
Zäune, Kameras, dicke Mauern, Bewegungsmelder – sicher ist sicher. Abschirmung komplett. Gegen die Außenwelt. Nur so darf Medizin-Cannabis made in Germany angebaut werden. Das sind die Vorschriften.
Ein Mann im Schutzanzug steht vor einem Fenster, hinter dem sich Cannabis-Pflanzen befinden.
70 Mitarbeiter beschäftigen Adrian Fischer und Demecan mittlerweile.© Grenzgänger / v Aster
Adrian Fischer ist eigentlich Arzt, spezialisiert auf Neuro- und Kognitionswissenschaft. Jetzt steht "Managing Director" auf seiner Visitenkarte. Vom Doktor zum Dope-Anbauer. Manchmal, so erzählt er, muss er selbst über diese Karriere schmunzeln. 

Cannabis-Anbau ist Hightech-Gärtnern

70 Mitarbeiter beschäftigt Demecan mittlerweile. Routiniert schlüpft Fischer in einen Schutzanzug, Schuhe wechseln, Hände desinfizieren, Kopf-Haare und Bart abdecken. Dann geht es durch etliche Sicherheitsschleusen, breite, weiße Gänge entlang. Über die vorher Rinderhälften transportiert wurden.
Anzuchträume, Aufzuchträume, Blüteräume – medizinischer Cannabis-Anbau ist Hightech-Gärtnern. Der Wirkstoffgehalt der Blüte darf am Ende höchstens zehn Prozent von den pharmazeutischen Vorgaben abweichen.
Nährstoffe, Wasser- und Licht – alles ist auf optimales Pflanzenwachstum abgestimmt. Langsam fährt ein Rollo nach oben. Gibt den Blick frei auf die Cannabis-Plantage in einem Blüteraum. Alle Pflanzen, die hier wachsen, stammen von derselben Mutter. Bloß keine Variationen.

Am 31. Januar wird geerntet

Dann öffnet Fischer die Sicherheitstür. Ein süßlicher Geruch dringt durch die Maske. 800 Pflanzen stehen hier dicht an dicht auf langen silbernen Rolltischen. Sie wurzeln in Substratblöcken, feine Schläuche verteilen Nährlösung, 90 Natriumlampen sorgen für Licht.
Für den 31. Januar steht "Ernte" im Produktionskalender. 20 Prozent THC-Gehalt müssen die Pflanzen liefern, maximal 10 Prozent Abweichung wird toleriert. Die erste Cannabis-Generation made in Sachsen. Für Apotheken in ganz Deutschland.

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