Cannabiskonsum

Kleiner Joint mit großer Wirkung

08:42 Minuten
Eine Frau sitz in Amsterdam in einem Coffeeshop und raucht einen Joint.
Trotz des legalen Zugangs zu Cannabis gebe es in den Niederlanden auch einen "Hinterzimmerkonsum", sagt der Mediziner Maximilian Gahr. © picture alliance / dpa / AP / Peter Dejong
Maximilian Gahr im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Welche Folgen hat der Konsum von Cannabis? Das hat Maximilian Gahr vom Universitätklinikum Ulm untersucht. Ein erstes Fazit seiner Studie: Häufiger Gebrauch kann zu Abhängigkeiten und psychischen Störungen führen.
Die Parteien der Ampelkoalition haben sich darauf geeinigt, Cannabis zu legalisieren. Damit könne der Konsum der Droge besser kontrolliert werden, so zumindest die Hoffnung der neuen Regierung.
Welche Folgen der Gebrauch von Cannabinoiden haben kann, haben Forschende der Universitätsklinik in Ulm untersucht.
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Menschen, die nach dem Konsum von Cannabis im Krankenhaus mit psychischen Störungen behandelt werden müssen, sich in den Jahren zwischen 2000 und 2018 verfünffacht hat. Einer der Autoren der Studie ist Maximilian Gahr, Leiter der Psychiatrischen Institutsambulanz in Ulm.

Cannabis macht abhängig

Gahr erläutert, um welche psychischen Störungen es sich dabei handelt. Ersten seien es vorrangig Abhängigkeitserkrankungen. Lange Zeit sei dies nicht klar gewesen, doch nun wisse man, dass der Gebrauch von Cannabinoiden wie der Konsum von Alkohol abhängig machen kann.
Zweitens wurden psychische Störungen beobachtet. „Es ist so, dass der Gebrauch von Cannabinoiden vermutlich, wenn nicht eine psychotische Störung auslöst, so zumindest dafür disponiert“, erläutert Gahr. Symptome seien dann Halluzinationen, Wahn oder Desorganisation.
Außerdem wurden Vergiftungserscheinungen beobachtet. Diese seien auf den Konsum „von synthetischen Cannabinoiden oder Marihuana mit hohem THC-Gehalt“ zurückzuführen. Letzteres ist speziell gezüchtetes Cannabis.

Beispiel Niederlande

Vor allem junge Menschen, bei denen die Hirnreifung noch nicht abgeschlossen ist, seien betroffen, erläutert Gahr. Studien hätten gezeigt, „dass der früh einsetzende intensive Gebrauch von Cannabinoiden irreversible Hirnveränderungen“ verursache. Folgen seien „irreversible Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit und im Verhalten“.
Insgesamt beobachte der Mediziner eine Zunahme des Konsums von Cannabis. Ursachen dafür sieht er in der veränderten Haltung in der Bevölkerung. Dazu habe auch die Cannabis-Gesetzgebung von 2017 beigetragen, durch die die Substanz medizinisch eingesetzt werden kann. Das habe unter Umständen zu „einer Bagatellisierung der Risiken und zu einer Konsummotivation“ geführt.
Die Hoffnung der Bundesregierung, durch eine Cannabis-Legalisierung den öffentlichen Gesundheitsschutz zu verbessern, hält Gahr für unbegründet. Wie sich in den Niederlanden gezeigt habe, gebe es trotz des offiziellen Verkaufs auch weiterhin einen „Hinterzimmerkonsum“.

Probleme der Kriminalisierung

„Es ist nicht so“, erläutert der Mediziner, „dass Cannabinoide in den Coffeeshops konsumiert werden, sondern es gibt weiterhin einen Schwarzmarkt. Das wird sicherlich auch in Deutschland so sein, insbesondere für diejenigen, die dann vom legalen Zugang ausgeschlossen sind, also die unter 18- oder unter 25-Jährigen. Die werden sich Substanzen weiterhin illegal besorgen.“
Er selbst sei, was die Legalisierung von Cannabis betrifft, skeptisch, so Gahr. „Ich habe aber auch keine Alternative für die aktuelle Situation.“ Denn diese sei auch problematisch, weil die Kriminalisierung der Konsumenten „viel Leid, Kosten und die Zerstörung von Biografien mit sich bringt“.
(rzr)

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