DJ-Legende

Carl Cox feiert sein Vermächtnis

05:18 Minuten
Ein kräftiger Mann steht bei einem Open Air Festival hinter einem Mischpult. Im Hintergrund ist ein buntes Graffiti zu sehen. Er trägt Sonnenbrille und einen Strohhut.
Carl Cox 2021 in Brighton Beach: Der britische DJ und Produzent muss niemandem mehr etwas beweisen. © picture alliance / Photoshot / Andy Sturmey
Von Laura Aha |
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Elektronische Tanzmusik gibt es seit fast 40 Jahren. Der britische DJ und Produzent Carl Cox hat die Szene von Anbeginn geprägt. In diesem Jahr ist er 60 geworden und überrascht Fans aller Altersstufen mit einem neuen Album: "Electronic Generations".
„Electronic Generations“ heißt das neue Album von Carl Cox. Der britische DJ und Produzent hat die elektronische Tanzmusik von Anfang an mitgeprägt, ob in der Haçienda in Manchester, bei seiner Residency auf Ibiza oder sogar im britischen House of Commons – es gab in den letzten vier Jahrzehnten kaum eine legendäre Party, auf der Carl Cox nicht aufgelegt hätte.
"Es ist großartig darauf zurückzublicken, wie viele Menschen ich mit meiner Musik erreicht habe, und dass ich immer noch diesen Job mache", sagt er. "Letztes Wochenende habe ich in Venedig vor 15.000 Menschen gespielt, während die Sonne unterging. Und ich dachte: Uuh, ich bin 60, Baby! Keiner möchte, dass ich aufhöre."
Carl Cox ist eine lebende Legende. Schon als 15-Jähriger kaufte er sich sein erstes Plattenspieler-Set. Das war in den 70er-Jahren. Er legte erst Disco auf, dann Rare Groove und schließlich Electro. Als Acid House Ende der 80er-Jahre wie eine Bombe im Vereinigten Königreich einschlug, war Cox als Pionier der britischen Rave-Kultur ganz vorn dabei. Bis heute ist er einer der gefragtesten DJs der Welt.

Die Zukunft der Musik

Mit seinem neuen Album „Electronic Generations“ feiert er sich selbst und sein Vermächtnis für die DJ-Welt. Obwohl es der Titel vermuten lässt, will Carl Cox mit seinem neuen Album nicht nur auf die „gute alte Zeit“ zurückblicken, ihm geht es - wie während seiner ganzen Karriere - vor allem um die Zukunft der elektronischen Musik.
Auf dem Albumcover sieht man kleine roboterartige Figuren, die die technische Evolution der DJ-Kultur symbolisieren sollen: Vom Tape-Recorder zum Radio, von Vinyl zu CD-Spielern und schließlich zu einem futuristischen Roboter. "Ich war bei allen elektronischen Generationen dabei: vom Tape über 7-Inch zu 12-Inch zum Album. Den Wechsel von analog zu digital. Mit Vinyl auflegen, mit CDs auflegen und jetzt mit meinem Computer", sagt Cox. "Mich hat immer die Zukunft der Musik interessiert."
Die Zukunft der Musik, das war mal das Versprechen von Techno. Nicht umsonst verhandeln Pioniere wie Jeff Mills immer wieder futuristische Weltraumthemen in ihrer Musik.

Keine großen Experimente

Auch Carl Cox erforscht außerweltliche Klangsphären: Mit der trippigen Techno-Nummer „Deep Space X“ oder dem verträumt-sphärischen „Apollo Beings“, ein Track, den man sich perfekt zum Sonnenaufgang am Strand auf Ibiza vorstellen kann.
Die meisten Tracks auf „Electronic Generations“ sind genau das: funktionale Clubtracks. Ohne Vocals, dafür stark beatfokussiert. In einer aufgepeitschten Crowd, die auf jedes minimale Raus- und Reindrehen der Bassdrum ekstatisch reagiert, wird die Musik auf jeden Fall funktionieren.
Die Tracks sind aber auch etwas gleichförmig. Es gibt keine großen Experimente, sondern eine typische Mischung aus schnellem Techno und acidverliebtem House, der sich in den letzten Jahren als massentauglicher Konsenssound etabliert hat.

Der Cox-Avatar ist schon erstellt

Aber ein Carl Cox muss sich und anderen vielleicht auch nichts mehr beweisen. Er macht das, worauf er Lust hat. Und das hoffentlich noch lange.
Und sollte er irgendwann doch mal keine Lust mehr aufs Auflegen haben, dann hat er dafür auch schon eine Lösung: "Ich habe einen Avatar von mir erstellen lassen. Wenn ich nicht mehr auflegen will, schick ich den auf die Gigs, um das Geld heimzubringen", sagt er. "Auf diesen Tag freu ich mich schon. Aber ich glaube nicht, dass der Tag bald kommt. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt?"

„Electronic Generations“ von Carl Cox erscheint am Freitag, den 28. Oktober, auf BMG. 

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