Mit Obst, Gemüse und orientalischen Düften
Es gibt viele Märkte in Israel, aber nur einen "Shuk ha Carmel". Der Carmel-Markt in Tel Aviv ist speziell: Die Stände wirken improvisiert, sauber ist der Markt auch nicht, aber die Leute lieben ihn - Einheimische genauso wie Touristen.
Wer den Shuk ha Carmel, also den Carmel-Markt in Tel Aviv, morgens um sieben besucht, der ahnt nicht, dass hier in wenigen Stunden das pralle Leben toben wird. Zu dieser frühen Zeit liegt der Markt verlassen da, einige wenige Händler bauen ihre Stände auf, magere Katzen streunen auf der Suche nach Nahrung herum. – Aber dann:
Ab neun, zehn Uhr kommen sie, die Käufer und die, die nur mal gucken wollen. In Massen. Der Carmel-Markt ist gleichermaßen beliebt bei Einheimischen und Touristen. Im Wesentlichen besteht er aus einer vielleicht einen Kilometer langen Gasse, die, nun ja, nicht gerade den gepflegtesten Eindruck macht. Links und rechts reiht sich ein Stand an den anderen. Manche eher ärmliche Wellblechverschläge, andere schon kleine Supermärkte. Es gibt kaum etwas, das es hier nicht zu kaufen gibt. Und das man auch probieren darf.
Gemüse und Obst aller Art leuchten in den buntesten Farben, liebevoll arrangiert zu kunstvollen Hügeln. Datteln, Feigen, was das Herz begehrt. Der Duft orientalischer Gewürze schmeichelt der Nase. Es gibt Fleischerläden, Fischhändler, Käsestände und Berge von Oliven der unterschiedlichsten Sorten. Das alles untermalt von mehr oder weniger anspruchsvoller Musik.
Den Käufern scheint's zu gefallen, sie drängen sich dicht an dicht durch die schmale Gasse. Man kann aber nicht nur Lebensmittel kaufen, sondern z.B. auch Sportklamotten bei Shabtai.
"Das sei ein sehr authentischer Markt hier,"
Sagt Shabtai.
"Es gibt Lebensmittel, Kräuter, Kleidung, ein guter Markt eben. Die Leute lieben ihn."
Dolly gehört zum Inventar des Carmel-Markts
Vorbei geht's an einer appetitlich duftenden Hühnerbraterei und an einem Stand, an dem es den besten Hummous und die besten Falafel Tel Avis gibt. Sagt jedenfalls der Besitzer des Ladens.
Ja, und dann kommt Dolly. Dolly zu beschreiben, wäre nicht angemessen. Nur so viel: Sie ist eine kleine, fast kugelrunde Frau mit ausgeprägten Formen. Und sie verkauft Begale, also Gebäckkringel. Sie begrüßt fast jeden Marktbesucher persönlich.
Dolly gehört gewissermaßen zum Inventar des Carmel-Markts, sie arbeitet hier seit 41 Jahren. Die Frage nach ihrem Alter findet sie berechtigterweise unhöflich. Nachdem der Berichterstatter ihr zwei Begale abgekauft hat, ist Dolly auch bereit zu reden.
"Menschen aus aller Welt kommen hierher. Und wir haben hier ganz viele Sachen. Und wenn die Leute erstmal eine Sache gekauft haben, kaufen sie auch andere. Sogar solche, die sie eigentlich gar nicht brauchen", schmunzelt Dolly.
Dollys Stand liegt etwa auf halber Strecke der Marktgasse. Sie wird auch Familie Rosenberg aus Selters im Taunus persönlich begrüßen, die sie gleich passieren. Er ist Israeli, sie Deutsche, die beiden haben lange in Tel Aviv gelebt, jetzt sind sie regelmäßig zu Besuch hier. Ein Abstecher auf den Carmel-Markt ist dabei jedes Mal heilige Pflicht. Und ein unvergessliches Vergnügen.