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"Das Theater funktioniert immer noch sehr altmodisch"
08:32 Minuten
Die Schauspielerin Caroline Peters ist erneut beim Berliner Theatertreffen. Dort lobt sie die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Simon Stone und fordert eine Frauenquote für das Theater. Denn diese würde nicht nur den Frauen auf der Bühne helfen.
Die Schauspielerin Caroline Peteres ist begeistert von der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Simon Stone: "Das Besondere ist, dass er die Sachen schreibt, dass man zusammen Texte liest, über Dinge redet. Alle schichten Storys in der Mitte des Tisches auf und er schreibt dann Szenen daraus", erzählt Peters. Bemerkenswert sei zudem, "dass man tatsächlich miteinander arbeitet." Die Schauspielerin war bereits 2016 mit einer Produktion von Simon Stone beim Berliner Theatertreffen.
Eine solche Zusammenarbeit auf Augenhöhe sei "selten" und "wahnsinnig gewinnbringend". "Ich finde, das sieht man an den Stücken. Es ist irgendwie sehr fruchtbar, wenn alle dazu aufgefordert werden, alles mit einzubringen, was sie sonst noch können – außer schauspielen."
Frauen müssen mehr für das Universelle stehen
Das Stück "Hotel Strindberg", das vier Stunden lang dauerte und am Abend die Eröffnungspremiere feierte, habe nichts mit der aktuellen Geschlechterkampf-Debatte zu tun, erklärt Peters. Man schaue vielmehr dabei zu, "wie ein Mann langsam verrückt wird an dem Gedanken, dass er glaubt, ein Mann bräuche seine Würde."
Sie wünsche sich, dass Frauen im Theater auch "ein normaler Vertreter von normalen Texten und normalen Szenen sein können – so wie die Typen auch." Dass das nicht möglich sei, kränke sie oft: "Ein Mann steht immer für das Universelle, eine Frau steht für Frauen. Aber für mich stehen die Männer auch echt für Männer."
Daher begrüße sie auch die neue Agenda und die geplante Frauenquote bei der Auswahl des nächsten Theatertreffens. "Ich glaube, dass das Theater ähnlich wie Krankenhäuser eine stark hierarchische Struktur ist, die immer noch sehr, sehr altmodisch funktioniert. Da sind aus reiner Tradition heraus die Männer einfach sehr weit vorne." Daher unterstütze sie eine Quote nicht nur im Theater. Dann könnten Frauen in der Zukunft auch andere Karrieren machen.
Männer bekommen eine zweite Chance, Frauen nicht
Bisher sei es noch so, dass wenn eine junge Regisseurin zum Zug komme und einen Flop produziere, dann sei sie raus aus dem Geschäft. Bei einem Mann sei das anders. Da würde es heißen: "Ah, der Arme, da helfen wir ihm auf die Füße. Da machen wir einfach so weiter. Der kriegt die nächste Inszenierung. Der fängt sich schon wieder." Wenn das in Zukunft mit der Quote bei Frauen genauso gemacht würde, dann laufe das ganz normal.
(kpa)