Carsten "Erobique" Meyers Revue: "Crisi die Nervi"

Liebeskummer zelebrieren

Musiker und Komponist Carsten Meyer - besser bekannt als Erobique - zwischen zwei seiner Vorbilder: Hans Rosenthal und Horst Jankowski.
Musiker und Komponist Carsten Meyer - besser bekannt als Erobique - zwischen Hans Rosenthal und Horst Jankowski. © Deutschlandradio - Andreas Buron
Carsten "Erobique" Meyer im Gespräch mit Vivian Perkovic |
Eifersuchtsszenen, bei denen Teller an die Wand fliegen und man sich am Ende doch versöhnt in den Armen liegt – der Musiker "Erobique" findet, die Italiener zelebrieren den Liebeskummer. Seine Revue "Crisi die Nervi" widmet er deshalb dem Herzschmerz.
Die Hamburger Disco-Funk-Band International Pony, die Serien "Tatortreiniger" und "Stromberg", die Fake-Dokumentation "Fraktus" haben einiges gemeinsam. Mit dem, was sie an menschlichen Regungen und Reizungen beobachten - lose ummantelt von kuscheligem Humor - sind sie manchmal näher an der Realität als Filme, Serien oder Lieder, die nüchterner wirken.
Und sie haben noch eins gemeinsam: der Musiker, Schauspieler, Komponist Carsten Erobique Meyer hat in einer seiner Funktionen mitgemacht.

Eine "Nervenkrise" als Silvesterrevue

Im Theater am Neumarkt in Zürich führt Erobique derzeit mit seinem Kollegen Jacques Palminger einen Liederabend mit italienischem Schlager namens "Crisi di Nervi" auf, eine Vorstellung gab es auch in der Silvesternacht. Und am Neujahrsabend, im Festsaal Kreuzberg in Berlin, hat Erobique eine musikalische Neujahrsrevue gegeben. Am nächsten Tag, ausgeschlafen, hat er uns in der Sendung Tonart am Nachmittag die Ehre gegeben.
In seiner Kunst analysiert Erobique die Menschen, sein Blick auf sie ist aber am Ende meistens ein freundlicher.
"Wie alle, die an das Gute im Menschen glauben, verzweifle ich auch regelmäßig an meinen Mitbürgern, und an mir selbst natürlich auch. Ich habe große Bewunderung für Goscinny und Uderzo, die Erfinder von Asterix, und wie sie es schaffen, die Menschen mit all ihren Schwächen darzustellen und trotzdem durchscheinen zu lassen, dass sie die Menschen doch lieben."

Schlager, Liebe, Eifersucht

Mit dem Programm "Crisi di Nervi" huldigt Erobique einer Seite, die er an sich als Norddeutschem eher vermisst:
"Die Italiener zelebrieren den Liebeskummer doch viel schöner. Bei uns ist das so ein Leidensdruck. In Italien werden die Teller mit den Spaghetti ins Gesicht geklatscht, es wird auf den Tisch gehauen und geschrieen, und dann wird wieder getanzt."
Zumindest bei Marcello Mastroianni und Sophia Loren, wie er hinzufügt.
In seinem Leben und in seiner Kunst halte sich Erobique allerdings an Regeln:
"Gerade wenn man mit anderen Leuten zusammenarbeitet, bieten sich Höflichkeit, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit durchaus an. Das ist im Kulturbetrieb keine Selbstverständlichkeit."
Und in der Kunst?
"Ich weiß es nicht. Eigentlich befreie ich mich, je älter ich werde, immer mehr von Regeln. Ich finde zum Beispiel, dass Amateure genauso tolle Musik machen wie irgendwelche Virtuosen."
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