Claude Debussy
Berceuse héroique für Orchester
Prélude à l’après midi d’un faune
Manuel de Falla
Al amor brujo – Ballett in einem Akt
Béla Bartók
Konzert für Orchester
Pablo Heras-Casado beim Rundfunk-Sinfonieorcheser Berlin
In Manuel de Fallas Ballett "Al amor brujo" erzwingt ein dunkler Graf die Liebe einer jungen Frau, die durch Freunde und die echte Liebe befreit wird. © Unsplash / Daniel Apodaca
Leidenschaft und Liebe
Das Thema des Konzertes: die Liebe. Fanatisch, glühend und dunkel. Der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado hat dafür Musik von Claude Debussy, Manuel de Falla und Béla Bartók zusammengestellt. Zuvor noch ein musikalisches Statement.
Der spanische Dirigent Pablo Heras Casado setzte ein Statement, indem er Claude Debussys Berceuse Heroique am Beginn setzte, ein heroisches Wiegenlied, das Debussy komponierte 1914, als der 1. Weltkrieg begann. Der Titel ist kalkulierter Widerspruch, im Grunde ein Trauermarsch auf die Entwicklungen der Zeit. Casado wollte damit die Nähe zur Situation in der Ukraine hörbar machen, um zu sagen: das geschieht jetzt und heute. Der Krieg ist gegenwärtig.
Antiker Stoff - neue Klänge
"Seit der Flöte des Faun...atmet die Musik anders", kommentierte Pierre Boulez diese 10 Minuten Musik des Kollegen Claude Debussy. Es sind zehn Minuten, die Musikgeschichte geschrieben haben, die in eine neue Richtung wiesen. Im "Prélude à l’après midi d’un faune" hat Debussy Maßstäbe in Sachen neuer Klanglichkeit gesetzt. Das Impressionistische zog in die Musik ein.
Vorlage ist ein Gedicht von Mallarmé: Darin wird ein junger Faun beschrieben, verwöhnt und selbstzufrieden, der verborgen im Schilf schöne Nymphen beim Baden beobachtet und diese schließlich verfolgt. Doch dann übermannt ihn ein betäubender Schlummer. Mallarmé bestätigte Debussy, dass er mit der Musik genau das richtige Maß an Sinnlichkeit und Erotik transportiert habe.
Liebeswahn und böse Träume
Danach folgt das Ballett "El amor brujo – der Liebeszauber", Musik zum Ballett in einem Akt für Mezzosopran und Orchester von Manuel de Falla.
"Wie das Irrlicht – so ist die Liebe", so zwei Verse aus dem Text, die das knapp halbstündige Werk kennzeichnen. Die Story spielt in Andalusien. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die beinahe verrückt über die Liebe wird, denn ein böser Geist zwingt sie durch Zauberei an ihn. Doch ein Happy End bringt wieder Sonne. Hier singt Marina Heredia. Sie wurde in Granada geboren und ist ein Flamenco-Star in Spanien.
Amerikanischer Blick durch ungarische Gläser
Danach folgt ein Werk des Ungarn Béla Bartók, Musik, in der einerseits seine folkloristischen Feldforschungen seiner Heimat einfließen, andererseits schwingen die politischen Begleitumstände der Zeit mit. Angesichts des faschistischen Terrors in Ungarn verließ Bartók sein Land. In Amerika wird er schwer krank, doch der Auftrag zu einem neuen Gedenk-Konzert bringt Kräfte zurück, Geld und neue Aufmerksamkeit für seine Person.
Das Werk steht für die Moderne, für die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts und hat doch das Dunkle eines Requiems in sich, wie es der Auftrag verlangt hatte. 1944 erlebte Barók eine triumphale Urauffrühung.
Aufzeichnung vom 17. März 2022 in der Philharmonie Berlin
Marina Heredia, Sopran
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Pablo Heras-Casado